Mit Heike Kati Barath setzt die Von der Heydt-Kunsthalle in Wuppertal-Barmen ihre lose Reihe zur zeitgenössischen Malerei in Deutschland hochkarätig fort. Die Ausstellung, die neben aktuellen Bildern gleichberechtigt ältere Werke zeigt, erstaunt: durch ihre Sujets und die Intensität der Malerei. Das zentrale Sujet der realistisch figürlichen Kunst von Barath sind Kinder, teils als Ganzfiguren, teils als Büsten, immer aber, leicht überlebensgroß, frontal zum Betrachter ausgerichtet. Die Gesichter sind mit primären Mitteln – lapidar, mit wenigen Strichen – eingezeichnet, häufig tragen die Mädchen und Jungen Bikini bzw. Badehose und stehen dann vor einem hellblauen Himmel; daneben sind in den letzten Jahren auch einige Figuren mit Kapuzenpullovern entstanden. Die Figuren schauen uns an und teilen so ihre Gefühlslage mit. Darin erweist sich Heike Kati Barath als wahre Meisterin ihres Metiers. Subtil verdeutlicht sie Heiterkeit oder Zorn allein durch die Stellung der Augen, die Neigung des Kopfes, die Linie des Mundes oder die Rötungen der Haut. Und dann schauen wir genauer hin und stellen fest, wie präzise diese Malerei kalkuliert ist und sich doch eine Leichtigkeit, ja, Unbekümmertheit bewahrt. Und wie plötzlich die Darstellung des Lieben ins Böse umkippen kann und mit einem Schlag gar nichts mehr klar ist. Baraths Figuren – die Mädchen und Jungen, die „Yetis“, Hasen und die „Aliens“ – brechen in unsere Welt ein, unterstützt noch dadurch, dass sie ganz im Vordergrund stehen und dass mitunter die Haare als Fäden aus Acrylfugendichter aufgesetzt sind … – Ungewohnt und sehr sehenswert.
„Heike Kati Barath – Du auch hier“ | bis 25.1. | Von der Heydt-Kunsthalle in Wuppertal-Barmen | 0202 563 65 71
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Freie Form
„Jean Fautrier – Genie und Rebell“ im Emil Schumacher Museum Hagen – kunst & gut 08/24
Farbe an Farbe
Otto Freundlich und Martin Noël in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 06/24
„Der Begriff ,Heimat‘ ist vieldeutig“
Direktor Fritz Emslander über „Es gibt kein Wort …“ im Museum Morsbroich – Sammlung 05/24
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Unter unseren Füßen
Archäologie der Moderne im Ruhr Museum – kunst & gut 02/24
Ende eines Jahrhunderts
George Minne und Léon Spilliaert in Neuss – Kunst in NRW 01/24
Kunst und Umgebung
„Produktive Räume“ in Haus Lange Haus Esters in Krefeld – Kunst in NRW 08/23
Leben ins Museum
Neue Sammlungspräsentation des MO im Dortmunder U – kunst & gut 06/23
Draußen, immer
Ein Skulpturenprojekt in Monheim – Kunst in NRW 02/23
Forschungsstation Zivilisation
Andrea Zittel im Haus Esters Krefeld – Kunst in NRW 12/22
Antennen in die Zukunft
„The Camera of Disaster“ in Mönchengladbach – Kunst in NRW 09/22
Richter daheim
Gerhard Richter im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/24
Menschen allein
Lars Eidingers Ausstellung „O Mensch“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/24
Noch gemalt
„Zwischen Pixel und Pigment“ in Herford und Bielefeld – Kunst in NRW 09/24
Farbe als Ereignis
Katharina Grosse im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 07/24
Am Anfang der Abstraktion
Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
Ritt durch die Jahrhunderte
Die Neupräsentation im Kunstpalast in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/24
Puls des Lebens
Chaïm Soutine im K20 in Düsseldorf – Kunst in NRW 12/23
Ganz leicht
Christiane Löhr im Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 11/23
Die stille Anwesenheit der Dinge
Cornelius Völker im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 10/23