Nicht nur um Kultur im engeren Sinne, um Malerei und Musik, um Theater und Literatur oder Wissenschaft und Bildung soll es bei dem Kontakt zwischen der Stadt an der Wolga und der Geburtsstadt ihres Namenspatens gehen, betonte vor kurzem Harald Nowoczin, Vorstandsmitglied im Verein Kulturbrücke-Engels-Wuppertal. Die ehrenamtliche Arbeit der engagierten Wuppertaler könne auch dazu beitragen, dass die heimische Wirtschaft von diesen Kontakten profitiert. Interessant ist deshalb ein Blick auf die Unternehmen in der Region, die bereits Handelsbeziehungen zu Russland unterhalten.
„ROSTFREI“ FINDET AUCH AN DER WOLGA BREITEN ANKLANG
Hugo Sattler von der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen- Remscheid berichtet, dass über 60 Firmen aus dem Bergischen Land gute Geschäfte mit Russland machen. Weitere Auskunft wollte er nicht geben, da unser Magazin kein Mitgliedsunternehmen der IHK ist. Verständlich. Aber auch Telefon und Internet bieten Informationsmöglichkeiten. Vor allem sind es die kleinen und mittelständischen Betriebe, die inzwischen einen großen Teil ihrer Produkte Richtung Osten absetzen können. Hornhauthobel und Fußnagelscheren aus Solingen finden sich in russischen Apotheken genauso oft wie Verbandskästen aus Remscheid. Werkzeuge für den Stuckateur kommen aus Ostersbaum.
DIE KONSERVATIVE VORLIEBE FÜR GARDINENSPITZEN IN ENGELS KÖNNTE LOHNEN
Auch die klassischen Branchen aus dem Bergischen Land sind auf dem inzwischen weitgehend liberalisierten Markt vertreten. Metallverarbeiter wie Hersteller von Schleifwerkzeug aus Vohwinkel und Stanzwerkzeug aus Ronsdorf, aber auch eine Firma mit 800 Mitarbeitern wie Knipex aus Cronenburg, das in der vierten Generation als Familienunternehmen Bolzenschneider und Zangen herstellt. Die Textilindustrie hat sich im Tal spezialisiert: Kordeln, Spitzen, Fransen für Gardinen erfreuen inzwischen russische Kunden, die ihre Wohnungen noch nicht postmodern designen. Die großen Firmen Henkel und Bosch produzieren bereits in Engels an der Wolga. Auch für andere Unternehmen in der Region wäre dies eine lohnenswerte Perspektive. Grundstücke, Arbeitskräfte und Absatzmärkte gibt es an der Wolga im Überfluss. Sogar die Energieversorgung ist, anders als in anderen Landesteilen, gesichert. Sogar die Energieversorgung ist, anders als in anderen Landesteilen, gesichert. Zwei Kraftwerke, davon allerdings eines mit Uranbetrieb, liegen in unmittelbarer Nähe. Besonders gefragt bei den politisch Verantwortlichen in der Region sind Hersteller von Baustoffen und Firmen, die in den Branchen Lebensmittelverarbeitung, Elektronik und Hochtechnologien tätig sind. Neuansiedlungen werden weitgehende Steuererleichterungen zugesichert. Nur einen Wermutstropfen müssten potentielle Unternehmer in Kauf nehmen. Die Straßen in und um Engels sind nicht im besten Zustand. Aber das sind die Wuppertaler ja gewohnt.
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