Ehrenamtlicher Einsatz für eine mancherorts unterschätzte, aber vor allem zeitlose Musikrichtung: Seit seiner Gründung im März 1979 hat der Verein „Jazz AG Wuppertal e.V.“ weit über 800 Veranstaltungen organisiert oder unterstützt, bei denen sich – neben der Förderung von talentierten Jugendlichen aus der regionalen Szene – auch die Jazz-Elite aus dem In- und Ausland regelmäßig im Bergischen Land die Ehre gab. Als Mann der ersten Stunde kann der Vorsitzende Rainer Widmann mit berechtigtem Stolz darauf verweisen, dass mittlerweile immerhin über 5.000 Musiker mit abwechslungsreichen, spannenden und oft außergewöhnlichen Konzerten für vielfältige Stimmung und Unterhaltung sorgten – ob in der kleinen Eckkneipe in Elberfeld oder in der großen Stadthalle. Prominente Namen wie Wolfgang Dauner, Lokalmatador Bernd Köppen oder der Remscheider Peter Brötzmann, die als jammende Pioniere das im Grunde brave Wuppertal zu einer respektablen Adresse in der weiten Welt des Jazz machten, waren ebenso zu Gast wie das „Art Ensemble of Chicago“ oder die „Einstürzenden Neubauten“ als eher nicht lupenreine Jazzer.
Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass einst in Wuppertal der Jazz emanzipiert wurde
Erst Ende Oktober gab es für die rund 30 Vereinsmitglieder und Unterstützer besonderen Grund zur Freude: Das 10. Wuppertaler Jazzmeeting, vom Landesmusikrat NRW finanziell gefördert, feierte ein kleines Jubiläum und fand im „Café ADA“ einmal mehr vor ausverkauftem Haus statt. „Auf diesem Event, das seinen besonderen Platz im heimischen Kulturkalender einnimmt, liegt heute ein klarer Schwerpunkt unserer Aktivitäten. Es ist ein echtes Nonstop-Musikerlebnis mit einer für uns in dieser Weise nicht erwarteten Erfolgsgeschichte“, betont der gebürtige Schwabe Widmann. Der bei der Stadt als Leiter der Abteilung Verkehrsplanung angestellte Diplom-Ingenieur, als Projektleiter derzeit mit der Mammutaufgabe Nordbahntrasse befasst, blickt gerne auf die alten Zeiten zurück: „Ohne Übertreibung lässt sich festhalten, dass einst in Wuppertal der Jazz emanzipiert wurde und verschiedene großartige Kollegen den Free Jazz als ganz eigene und radikale Stilform entwickelt haben.“
Schwer zugänglich, auf der ständigen Suche nach neuen Impulsen oder schlicht zu fremdartig oder unberechenbar – mit diesen ewigen Vorurteilen und Klischees muss sich der Jazz immer noch auseinandersetzen. Doch mittlerweile existiert unter der Schwebebahn eine lebendige und einfallsreiche Nachwuchslandschaft, die ohne falsche Scheu verschiedene Musikelemente – zum Beispiel jazzinspirierte Formen wie Hip-Hop oder Drum&Bass – miteinander vermischt und zusätzliche Kulturstätten für Jazzklänge geöffnet hat. „Dank solcher unkonventionellen Projekte mit vielen Überraschungen für das Publikum wie die Musiker selbst verfügt Wuppertal über eine etablierte Jazz-Gemeinde für Jung und Alt“, betont Widmann, dessen 328 Seiten starkes Buch „Sounds like Whoopataal“ von 2006, das inzwischen in einer zweiten überarbeiteten Auflage vorliegt, als umfassendes Standardwerk gilt. Der frühere freie Musikredakteur u.a. der „Westdeutschen Zeitung“ geht übrigens – kaum verwunderlich – auch privat in seinem Hobby auf: Seine ungestillte Sammelleidenschaft für Schallplatten von Größen wie Jimi Hendrix, Velvet Underground oder Frank Zappa bis zu Miles Davis oder John McLaughlin lässt Kenner respektvoll mit der Zunge schnalzen.
www.jazzage.de
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