Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
28 29 30 31 1 2 3
4 5 6 7 8 9 10

12.581 Beiträge zu
3.805 Filmen im Forum

Das Produkt
Foto: Presse

Osama auf der Schwebebahn

09. November 2012

Mark Ravenhills „Das Produkt“ in Wuppertal - Theater an der Wupper 11/12

The best fuck in the world. Nicht Courtney Love, sondern Mohamed, ein dunkelhäutiger Mann, hat das Prädikat geschafft, bei Amy, bei einer fiktiven Frau, deren Rolle in einem Film beschrieben wird, der erst noch gedreht werden soll. Produzent James versucht die Schauspielerin Olivia vom Plot des Drehbuchs zu überzeugen: Es ist die krude Geschichte der jungen Britin Amy, deren Geliebter am 11. September 2001 im World Trade Center starb. Die verliebt sich im Laufe der Geschichte ausgerechnet in diesen Überflieger Mohammed, lässt ihn in ihr Haus. Es folgen Lehrstunden in Liebe, Macht und Unterwerfung. Doch Mohammed ist ein Jihad-Kämpfer, der Disneyland in Paris zerstören soll. Bald treffen sich in Amys Heim Osama Bin Laden und seine Kumpanen, Amy hat die Wahl der Qual. Sex bis in den Tod oder Rettung von Menschenleben.

Diese ziemlich krude Handlung in der Handlung vom New English Drama-Helden Mark Ravenhill hat Anna-Lena Kühner im kleinen Wuppertaler Schauspielhaus inszeniert. Auf einer fast leeren Bühne mit wenig Requisiten, mit ein bisschen Okkupation der ersten Zuschauerreihe und einem fulminant auftrumpfenden Schauspieler. Hendrik Vogt muss dort alles geben, der Monolog ist mörderisch, wie die Rolle, die Ravenhill selbst 2005 in Edinburgh bei der Uraufführung spielte. Es geht dabei auch um den faktischen Niedergang der westlichen Gesellschaften, die Ursache und Wirkung immer wieder verwechselt.

Anna-Lena Kühner erledigt die Choreografie auf der Bühne mit einfachen Moves zwischen Publikum, Sessel und ein bisschen Video. Das Ergebnis ist absolut sehenswert, die mediale (Un-) Logik hinter dem Spiel erreicht seinen Höhepunkt als Amy zum Schluss versucht, den in Guantanamo einsitzenden Mohammed in Lana Croft –Manier zu befreien und dabei erst im eigenen Kopf scheitert, ebenso wie James, der zwischendurch die Euphorie am Plot verliert und alles „irgendwie Scheiße“ findet, jedoch unmittelbar zum nächsten Höhepunkt schreitet. Das Stück endet mit einem Laienspielschar-Video-Casting für die Rollenbesetzung des Stücks.

Das Produkt | Kleines Schauspielhaus Wuppertal | Bundesallee 260, Wuppertal | www.wuppertaler-buehnen.de

Neue Kinofilme

Alter weißer Mann

Lesen Sie dazu auch:

Die beschädigte Gesellschaft
Eike Hannemann inszeniert ein eigens für Wuppertal von Autor Thomas Melle verfasstes Stück – Bühne 03/13

Die Beziehung als Gegengeschäft
Ibsens „Nora oder Ein Puppenheim“ im Kleinen Wuppertaler Theater – Theater an der Wupper 03/13

Szenen einer Ehe
Geschichten über Gefühle müssen dank Tilo Nests „Nora“ nicht trivial sein – Bühne 02/13

Große Lügen im Mikrokosmos Familie
Jakob Fedler inszeniert am Kleinen Schauspielhaus „Käthe Herrmann“ – Bühne 12/12

Der fliegende Sitzungssaal
„Schiefergold“ im Kleinen Theater Wuppertal – Theater an der Wupper 11/12

Fluxus im Hinterhof
Eike Hannemann inszeniert in Wuppertal „Licht frei Haus“ von Thomas Melle – Theater an der Wupper 10/12

Das Wuppertaler Gleichnis
Christian von Treskow inszeniert „Perplex“ von Marius von Mayenburg - Theater an der Wupper 06/12

Frohlocken im Klassengeiste
„Aufstand“ an den Wuppertaler Bühnen - Theater an der Wupper 04/12

Osama fährt mal Schwebebahn
Mark Ravenhills „Das Produkt“ in Wuppertal - Theater an der Wupper 03/12

Kommando Maria Böhmer
„Das Ministerium“ in Wuppertal – Theater an der Wupper 02/12

Bühne.

Hier erscheint die Aufforderung!