Der Knalleffekt blieb aus: Bei der fünften PerformanceNacht sollte auch ein Moment maximal in Szene gesetzt werden, unter Regie der Künstlerin Susanne Kutter: Der Schriftzug „Ich will dich“ wäre am Schauspielhaus zu entzünden gewesen – exakt um 18 Uhr 57. Doch das Wetter spielte nicht mit. Die Wartenden murrten; auch der zweite Versuch per Leiterwagen scheiterte offenbar. Oder scheiterte er nur scheinbar? Schließlich gab der Fauxpas eigentlich gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, was „Performance“ überhaupt heißt. Abspulen eines erwarteten Programms heißt es jedenfalls nicht. Panne als ‚part of the game‘? Eine Auflösung á la „Versteckte Kamera“ wäre im Grunde ein programmatischer Coup gewesen.
So oder so bot die Nacht sehr verschiedene Facetten von Performance. Selbst wenn man es weder zum Neuen Kunstverein mit Tanz und Video schaffte, noch etwa ins Von der Heydt-Museum mit einer durch Licht belebten Atelierlandschaft. Wer freilich als Zuschauer für den ganzen Abend primär auf den großen Knall gesetzt hätte, wurde heute vermutlich im Sparkassenturm ebenso wenig glücklich wie im ort e.V. Konfrontierte der Film „Soziale Plastik“ von 1969 in elf langen Minuten das Publikum mit einem tonlosen und fast unbewegten Joseph Beuys, so mutete „Songs of Broken Feathers“ in der Luisenstraße ebenfalls das Erlebnis von Dauer ohne Worte zu – allerdings voller Poesie und Überraschungen.
Traumwandlerisch – diesen Eindruck mochte die Frau im Kleid vermitteln: Unbeirrt die Sicherheit, die sie (ganz Hausherrin) ausstrahlte, selbst wenn sie aus verkohlten Toasts Häuschen baute oder grazil die Teller zu Boden gleiten ließ. Dabei stets entrückt, selbst wenn sie Besuchern die Teekanne gab, unter deren Deckel es klang und brodelte. Performance hieß hier besonders die Einbindung aller Anwesenden in eine surreale Welt. Bilder, die uneindeutig sein mögen und doch ihre starke Wirkung nicht verfehlen, gerade durch den Liveeffekt: Das sind Elemente der Performancekunst, wie sie auch beim Theater gut aufgehoben sind, dort indes oft untergehen, wegen allzuviel Text oder Handlung.
Auch wer am eingangs besprochenen Schauspielhaus nicht ernstlich an Absicht gedacht hatte, mochte zugeben: Performance ist nicht gleich Event. Es ist Kunst, und daher sollte man mit Metaebenen rechnen. Könnte auch heißen, bei einer Vorstellung wie in der Galerie „grölle pass:projects“ durchaus etwas zu vermissen, wenn Theo Huber sich dort darauf beschränkt hätte, konventionell ein Konzert zu spielen. Das war zwar gespickt mit schrägen Texten („Meine Hose war dir zu fluffig“). Aber um so recht Kunstperformance zu werden, schien doch das Setting hilfreich, das das Ganze deutlich zur Inszenierung machte: Eine eigens errichtete Wand zeigte Bilder zwischen Stimmungsgemälde und Fensterausblick, und spätestens dadurch schien man insgesamt einem Mann zu Hause zuzusehen, der sich selbst performt und mehr zufällig andere zusehen lässt.
Besinnen jedenfalls durfte so mancher sich in dieser Nacht auf's Ganze doch schon einmal: Performance ist eine Livekunst, Performanz meint Umsetzung und damit einen Prozess. Wer fertige Ergebnisse will, soll ins Museum gehen.
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