Cineasten und Freunde der 60er Jahre assoziieren mit „Performance“ einen besonderen Beitrag. Darin erzählen die jüngst verstorbene Anita Pallenberg, damals Keith Richards Frau, und dessen Band-Kollege Mick Jagger zusammen mit James Fox eine drogenschwangere Geschichte von Mafiosos und Outlaws. Hinter dicken Vorhängen, in einer psychedelischen Liebeshöhle, bewegen sich die drei in Nicholas Roegs Film von 1969 schlafwandelnd jenseits bürgerlicher Normen.
In diesem Geist der Freiheit startet jetzt die fünfte Wuppertaler Performancenacht. Dass sie entlang der Wupper stattfindet, ist nur folgerichtig, stand doch mit den Anfängen der Fluxus-Bewegung die sprichwörtliche Wiege aller Performancekunst hier. Innerhalb einer Nacht, Start ist um 18 Uhr, das offizielle Ende um Mitternacht, dreht sich bei zehn Beiträgen an zehn Spielstätten alles um in Fiktion übersetzte Realität, die Vermischung privater und öffentlicher Sphären sowie pures Entertainment. Dazu zählen akustische und visuelle Experimente, die letztlich alle eins beabsichtigen: Einblicke gewähren und zum Nachdenken animieren.
Beginn der vom Kulturverein organisierten Veranstaltung ist im Forum der Stadtparkasse am Islandufer. Der Neue Kunstverein, die Galerie Kunstkomplex, das Von der Heydt-Museum, Grölle pass:projects, der Ort, das Loch, die Hebebühne und das Atelier Barczat sind weitere Spielorte für die Interventionen, während die Galerie Hengesbach am Schauspielhaus performen lässt. Spannende, verblüffende, überraschende, inspirierende, manchmal sperrige Darbietungen im Spannungsfeld von Bildender- und Darstellender Kunst mit internationalen Protagonisten werden erwartet. Die Beiträge versprechen interessant zu werden, da sich Künstler auf unbekanntes Terrain einlassen und der Dynamik des Publikums ausgesetzt sind, wie zum Beispiel bei Jürgen „Bolle“ Grölle in dessen Galerie.
Hier spielt Theo Huber Lieder aus seinem Lo-Fi-Garage-Pop-Programm, in der eigens dafür entstandenen Rauminstallation „Hobby Pain Studio“. Für Theo Huber bietet der Blick auf das Ich, das Sein, das Selbst in der Welt genügend Inspiration für seine Kunst. Ausdruck finden seine Erfahrungen, Einsichten und Erfindungen in der Zeichnung und in der Malerei, sowie als Text, Stimme, Musik und Video. Der Künstler fokussiert das Ich-Erleben inklusive aufkommender Zweifel. Es ist ein melancholischer Blick auf den Alltag, die Popkultur und das Banale. Nicht weit entfernt in der Galerie Kunstkomplex findet anlässlich der Performancenacht zudem eine Premiere statt: Die Niederländerin Maureen Bachaus präsentiert zeitgleich fünf ihrer „utopic Performances“. Diese altruistischen Aufführungen, in denen sie Einsamkeit im urbanen Raum thematisiert, wurden bislang nur einzeln präsentiert und von renommierten Kuratoren für internationale Ausstellungen ausgewählt. Jetzt hat das Publikum jedoch die Wahl sich auf „Filling spaces“, „The Introducer“, „Will you think about me?“, „Horizon“ und „I am you/you are me“ aktiv einzulassen und Teil der Geschichte zu werden oder einfach nur als Zuschauer dabei zu sein. Am Schauspielhaus präsentiert die Hengesbach Galerie Susanne Kuttners „Ich will dich“. Generell beschäftigt sie sich mit Themen wie Vergänglichkeit, Ordnung Zerstörung, Privatheit und Öffentlichkeit.
Ein Flyer vom Kulturbüro, in dem alle Performances verzeichnet sind und Routen vorgeschlagen werden, hilft dem Besucher dabei sich einen Überblick zu verschaffen.
Wuppertaler Performancenacht | Do 10.11. ab 18 Uhr | freier Eintritt | www.wuppertal.de
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