Malerei entsteht nicht nur aus der Reflexion der vertrauten, häuslichen Umgebung, sondern sie transzendiert auch die Eindrücke, die in der Ferne aufgenommen werden. Das Reisen bereichert nicht nur das Wissen um fremde Kulturen, sondern bietet auch das Erleben und Vergegenwärtigen von anderen Farben und anderem Licht. War das Ziel in der Kunst (aus deutscher Perspektive) lange Italien, so führten die Reisen durch die verbesserten Möglichkeiten der Fortbewegung vor allem ab Mitte des 19. Jahrhunderts in weitere Ferne. Das lief konform mit den Entwicklungen im Tourismus und im Handel. Ein Ziel war Nordafrika, im besonderen Ägypten mit dem Nil, der Wüste, den Pyramiden. Zu den deutschen Künstlern, die den weiten Weg auf sich nahmen, gehören Max Slevogt und Paul Klee, die über vier bzw. zweieinhalb Wochen durch das Land gereist sind. Den Bildern, welche die beiden Künstler dort und im Umfeld ihrer Reise gemalt haben, widmet die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf nun eine prächtige Ausstellung.
Schon für Max Slevogt (1868-1932), der mit Liebermann und Corinth das „Dreigestirn“ des deutschen Impressionismus bildete, bedeutet diese Reise eine Fortsetzung des bisherigen Interesses unter anderen Bedingungen. Slevogt wendet sich in Ägypten besonders der Bevölkerung zu, er malt sie in ihrem Habitus im Licht oder umfangen von der Wüste oder beobachtet das Geschehen auf dem Nil, den Hafen und die Schiffe: Seine figurative Malerei ist lichtdurchflutet, fast sieht man die Luft vibrieren. Paul Klee (1879-1940) ist ein Jahrzehnt später in Ägypten gewesen, aber er hat fast die gleiche Route genommen wie Slevogt. Seine Bilder, die sich zwischen Zeichnung und Malerei verhalten, tragen einen ganz anderen Umgang mit Realität, sie sind abstrakter und mithin spielerisch und lassen sich doch in der gesehenen Wirklichkeit – etwa der Wüste oder den Beduinenzelten oder dem Ufer des Nils – verankern, die sie in eine primäre Sprache übersetzen. Und Klee malt Farbe, das Licht und die Atmosphäre der Landschaft fließen direkt in seine Kunst ein.
Ob es gut ist, dass für diese Ausstellung das Stellwand-System der vorherigen Ausstellung – Kandinsky, Malewitsch, Mondrian – belassen wurde? Hier jedenfalls funktioniert es. Im gleichen Gebäude ist übrigens vis-à-vis eine weitere Ausstellung zu sehen, die sich dazu ergänzt. Gezeigt werden die beiden (Puppen-) Filme des 1971 geborenen, international etablierten ägyptischen Künstlers Wael Shawky sowie die Requisiten zum dritten, jetzt in der Kunstsammlung NRW gedrehten Film, bei dem die Marionetten aus Glas bestehen. Indes ist das Thema alles andere als „lieb“: Es geht um die Kreuzzüge, aber Wael Shawky erzeugt ausgesprochen schöne Bilder, die schon für sich Bestand haben. Ägypten aber ist das lose verbindende Thema dieser Ausstellungen.
„Nach Ägypten! Die Reisen von Max Slevogt und Paul Klee“ | bis 4.1. | K20 Kunstsammlung NRW | 0211 838 12 04
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