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Das Verhältnis zwischen Groß und Klein ist nicht immer einfach...
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Scham und Schande

27. März 2013

Die Skandalisierung von Daniel Cohn-Bendits Aussagen ist nicht erhellend – Tagebuch LD 30

Bei Facebook war die Hölle los. Ein empörter Bürger forderte den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ultimativ auf, sich von seinem grünen Parteifreund Daniel Cohn-Bendit zu distanzieren. Es ging um ein auf You-Tube veröffentlichtes Video aus dem Jahr 1975, in der der jetzige Europapolitiker von seinen Erfahrungen als Erzieher in einem Frankfurter Kinderladen berichtet. „Die Sexualität eines Kindes ist etwas Fantastisches!“ Dann erzählt der junge Cohn-Bendit, dass es ein erotisches Spiel sei, wenn ein 5-jähriges Mädchen den Erzieher ausziehe. Das Video wurde von vielen Männern und kaum von Frauen kommentiert. Skandal, schrien sowohl rechtsradikale wie feministisch orientierte Männer. Die schnelle Meinung war gefragt, nicht die Differenzierung. Typisch Facebook eben. Andere Beiträge stellten Cohn-Bendits Rede in einen historischen Kontext. Cohn-Bendit, exponierter Vertreter der Studentenbewegung von 1968, plädierte wie viele seiner Genossen für die sexuelle Revolution. Manches aus jener Zeit wirkte tatsächlich befreiend, reagierte auf den Muff nicht nur unter den Talaren der Adenauerzeit. Manch andere Beiträge, so auch der des jungen Daniel Cohn-Bendit, schossen erheblich über das Ziel hinaus. Natürlich sind Menschen ab ihrer Geburt sexuelle Wesen. Dies hat die moderne Entwicklungspsychologie hinreichend bewiesen. Trotzdem verbietet es sich für Erwachsene, sich Kindern in sexueller Weise zu nähern.

Was aber motiviert die heftigen Gegner des nun gealterten Daniel Cohn-Bendits, eine regelrechte Hexenjagd zu veranstalten. Wer sich nicht bekennt und den grünen Politiker verurteilt, macht sich in deren Augen selber schuldig. Handelt es sich bei diesen vehementen Reaktionen gar um Projektionen? Weniger tiefenpsychologisch gesprochen: Die größten Kritiker der Elche sind selber welche. Til Schweiger zum Beispiel, sagte vor zwei Jahren in einer Talkshow: „Jemand, der eine Sexualstraftat begeht, hat sein Recht in dieser Gesellschaft verwirkt.“ Er selbst ließ seine damals 5-jährige Tochter Emma in dem eher schlüpfrigen Film Keinohrhasen mitspielen. Wenige Filmminuten, nachdem die kleine Emma ihren Papa mit großen Augen anschaut, erbricht sich während des Beischlafs eine Dame auf ihren Sexualpartner. So funktioniert deutsche Kinounterhaltung. Nein, Schweiger ist kein Sexualstraftäter, aber doch ging ihm in diesem Fall Karriere vor Kindswohl. Ein recht weiser junger Mann sagte vor knapp 2000 Jahren: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“

Das Skandalvideo gibt es hier: www.youtube.com/watch?v=M0qvkg2nzg8

Lutz Debus

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