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Spaß mit Mirja

24. November 2011

Erwachsen wird sie nächste Woche, erstmal gastiert sie in der börse – Porträt 12/11

Sie ist Serienheldin aus Sitcoms („Die dreisten Drei“), seit Jahren auf WDR-EinsLive mit „Alles Lüge“ dabei und seit 1999 Mitglied im Improvisationstheater „Frizzles“. Als Komikerin steht sie am 3. Dezember mit ihrem zweiten Solo-Programm „Erwachsen werde ich nächste Woche" auf der börsen-Bühne. Inhaltlich sind es

Momentaufnahmen aus dem Alltag, die die inzwischen 40jährige gebürtige Viersenerin präsentiert. Selbstgebastelte Geschenke, die eine Beziehung beenden können. Ein Zahnarztbesuch, der zum Schlachtfest wird, ein Treffen mit alten Jugendschwärmen, die zum Glück immer nur Schwärme geblieben sind, all das verarbeitet die Frau, die sich einstmals brav an der Heinrich-Heine-Uni für Italienisch, Spanisch und Medienwissenschaften eingeschrieben hatte, auf die ihr eigene Art. „Ich versuche, authentisch zu bleiben. Einfach ich. Und das gelingt mir auch“, hat sie dieses besondere Phänomen mal beschrieben. „Da ich ja viel improvisiere, fällt es auch nicht auf, wenn ich variiere. Und da es eben meine Geschichten sind, hab ich mir auch vorher keinen großen Kopf gemacht und muss nicht ganz schlimm auswendig lernen. Ich erzähl ja Sachen, die ich erlebt habe.“

Riesenklappe und Sinn für Humor
Ihr Publikum liebt sie dafür. Kritiker offensichtlich auch, denn in der eher blechernen Welt, die inflationär als „Comedy“ bekannt ist, ist sie eine feste Größe. Die bekennende „Hello Kitty“-Freundin erhielt Auszeichnungen als Beste Komikerin 2008 und für die Beste Comedy Show 2007 („Frei Schnauze XXL“), erhielt 2009 den Deutschen Comedypreis, sowie zahlreiche weitere Preisnominierungen vom Deutschen Fernsehpreis, Rose D'Or bis zur EinsLive-Krone.

„Ich war ein nerviges Kind“, bekannte sie anlässlich ihrer Lesung aus den laut Eigenaussage „unendlich peinlichen Tagebüchern“. Bewusst komisch ist sie damals im Sinne des Klassenclowns nie gewesen. Ihr Ziel war es auch nicht, andere zum Lachen zu bringen. Sie wollte einfach ein „Star" werden. Zum Ballett kam klassischer Klavierunterricht. Direkt im Anschluss ans Abitur studierte sie zwei Jahre Musical in Leipzig. „Das war eigentlich eine tolle Sache, aber ich habe auch schnell gemerkt, dass ich so einen Drill nicht ertragen kann, mich nicht einfach so einordnen kann. Manchmal musste ich, weil ich aus der Reihe getanzt war, zur Strafe Kulissen schieben anstatt zu tanzen. Und dann riet mir unser Ausbilder, doch eher auf mein komisches Talent zu setzen“, erinnerte sie sich an diese Phase.

Ein zweites Pfund, mit dem sie wuchern kann, ist ihre burschikose, große Klappe. „Dass heute Weltfrauentag ist, wusste ich gar nicht. Bei mir ist jeder Tag Frauentag“, kommentierte sie bei einem Auftritt das besondere Datum „Ich sehe mit Entsetzen und Freude: Es sind auch Männer da. Ich lese also langsam.“ Anmoderiert mit der Frage „Sind hier auch kranke Männer?“, gibt die Comedy-Queen, die laut Eigenaussage ein sehr großer Fan von Hape Kerkeling („weil der unglaublich wandelbar ist“), und auch ein großer Fan von Loriot und Heinz Erhardt („Das sind für mich echte Größen“) ist, die Antwort rasch selbst: „Nein, das wäre ja doppelt-gemoppelt. Ein Mann mit grippalem Infekt bleibt zu Hause – denn er muss ja sterben.“

Instinkt für Menschen
Ob Selbstgeständnisse („Im Tagebuch sind viele schäbige Einträge zum Thema Tiere“) oder eigenes Versagen – Mirja Boes hat eine besondere Eigenschaft: Sie kann über sich selbst lachen. Das macht sie überaus sympathisch. Tacheles redet sie gerne jenseits der Bühne mit Freunden oder Produzenten, und im Eifer des Gefechts geht’s dann auch schon mal zur Sache. Aber dann ist es auch gut. „Ich bin die größte Vertragerin der Welt und auch nie nachtragend.“ Auch das mögen die Leute an ihr, dieses Authentische.

Privat weiß man wenig über Mirja Boes. Als sie im vergangenen Jahr hochschwanger zusammen mit Piet Klocke in Duisburg den Spaß-Gesellschafts-Abend moderierte, ließ sie sich gerne vom Publikum Vorschläge machen, welchen Namen das Kind denn nun haben sollte. Dem Vernehmen nach heißt der Sohn „Michael“. „Mein Sohn weiß ja, wie er heißt, er hört noch nicht so gut drauf, das ist noch schwierig“, kommentierte sie hartnäckige Anfragen auf die ihr eigene Art. Ähnlich verfährt sie, wenn es um ihren Lebenspartner geht. Den verheimliche sie letztlich nicht, sie habe bloß bislang ihr Privatleben privat gehalten und wolle auch weiter so verfahren. Auch dafür gibt es Sympathiepunkte.

„Das Lachen hat einen langen Weg. Es sitzt im Zwerchfell und muss, um zum Mund zu gelangen, durch die Seele", hat Mirja Boes einmal gesagt. Mal gucken, wie ihr das bei „Erwachsen werde ich ...“ wieder gelingt.

Mirja Boes: „Erwachsen werde ich nächste Woche!“ I Sa, 3.12. I börse Wuppertal I 0202 24 32 20

VALESKA VON DOLEGA

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