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Nicht ohne meinen Plattenteller – Charles Petersohn mit einem Lieblingsaccessoire am Strand
Foto: Frank Gleitsmann

Subtile Nachrichten, kein Radau

26. Juli 2012

Charles Petersohn eröffnet den Wuppertalern Klangwelten – Portrait 08/12

Natürlich lässt es sich mit Charles Petersohn, dem gebürtigen Berliner, der seit den 80er Jahren in Wuppertal lebt, trefflich über Musik reden. Schließlich blickt der inzwischen über 50Jährige auf mehrere Dekaden Sound-Erfahrung zurück.

Sphärenmusik mit besonderem Nachhall
Dem Vernehmen nach verstörte er in anfänglichen Formationen seine Drei-Akkorde-Punkkollegen mit freien Jazz-Improvisationen auf der Gitarre. Dass er den Umgang mit kreativen Prozessen nicht scheute, sondern immer auf der Suche nach Herausforderungen, Inspirationen und unbeschrittenen Wegen war, zeigt auch sein Mut zum Risiko. Die Band „Charles“ stampfte er kurzerhand wieder ein – trotz des kommerziellen Erfolges, den die Formation mit ihrer Platte „C-Funk“ hatte. „Das, was ich wollte, kann man mit einer Band im üblichen Sinne nicht machen“, kommentierte er die Entscheidung damals. Also kamen neue Projekte neben der Arbeit als Musiker. Legendär seine Auftritte als DJ in der Beatbox, ebenso konsequent und leidenschaftlich setzte er Ideen als Moderator um. „Den Begriff ‚Hobby’ mag ich grundsätzlich nicht. Das hat nichts mit mir zu tun“, beschreibt er sein Engagement.

Unvergesslich in der nach Spektakeln gierenden Szene
Was er macht, macht er richtig. „Es ist nicht meine Art, Dinge zu bejammern.“ Wer etwas bewegen will, darf eben nicht darauf warten, von außen einen Impuls oder Vorwegschreiter zu bekommen. Charles Petersohn wird selbst aktiv. „Von nichts kommt nichts, außerdem ist es besser zu lachen als zu schimpfen.“ Beispielsweise in Sachen Freibad Mirke, „auch wenn sich die Stadt mangels Geld zurückziehen muss“. Dann müssen eben anderswo finanzielle Mittel rekrutiert werden, denn die Menschen, die sich für dieses Projekt – „das könnte doch zum Beispiel ein Naturbad werden“ – einbringen, „sind kluge Köpfe und gewohnt, hart für ihre Interessen zu arbeiten“. Einmischen zahlt sich aus, immer. Für die Sache, für die eigene Entwicklung und für das Netzwerk. „Es ist schön, weitere Kreise zu ziehen und Menschen miteinander zu verbinden.“ So wie neuerdings als Gastkoch im Café Simons, wo er einmal monatlich aktiv ist. „Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche, um ein Essen zu gestalten. Das beginnt dami, mich zu fragen, was ich machen will.“ Angeeignet hat er sich den Job am Herd durchs Zugucken und Nachmachen, Experimente zu Hause und, wie immer, Leidenschaft für die Sache. Selbst Vegetarier aus Überzeugung, „das ist ein Beitrag zum längst überfälligen Diskurs in Sachen Konsumirrsinn“, kocht er bevorzugt mit Viktualien der Saison. Für ihn der bewusste Umgang mit Lebensmitteln als Mitteln zum Leben.

Idealismus und Karriere
Und manchmal kommt der Einsatz nicht nur dem Umfeld, sondern sogar ihm selbst zugute. „Ich glaube, dass ich für Claudia Bauers „MacBeth“-Inszenierung die Musik machen konnte, war ein Dankeschön an mich von Christian von Treskow.“ Charles Petersohn engagiert sich für den Erhalt von Schauspielshaus und Oper, nicht bloß auf dem Papier, sondern natürlich mit Taten. Denn wer an den Bedingungen etwas ändern will, muss sich selbst für die Gemeinschaft einsetzten. Das übrigens geschieht nicht allein bei Großprojekten wie dem Theater. Hier ist er auch in seinem Quartier am Arrenberg aktiv. Rund um den Fotografen und Grafik-Designer Andreas Komotzki formierte sich eine Gruppe aus der Nachbarschaft. Ein Buch über das eigene Viertel sollte erstellt werden. „Da habe ich mich als Texter zur Verfügung gestellt und führe nun für Portraits Interviews, die direkt oder indirekt mit dem Arrenberg zu tun haben.“

Dreh- und Angelpunkt seines Lebens ist und bleibt die Musik. Beim Quartiersprojekt „Viertelklang“ wird er am 29. September im Cinema auflegen („ein außergewöhnlicher Ort für eine ungewöhnliche Party“), zusammen mit Iris Panknin und Vladimir Burkhard wird voraussichtlich ab Oktober eine neue Veranstaltungsreihe an den Start gehen. Die sollen „Soundscapes“ heißen und verschiedene Stile und Hörgewohnheiten ansprechen. „Herausforderungen sind wichtig. Ich möchte mich gerne immer wieder neu herausfordern, selbst nervös gemacht sein und andere damit anstecken. Ich bin kein Funktionalist, sondern hänge mich rein.“ Schließlich soll das Publikum bei ihm Außergewöhnliches erleben.

www.charles.petersohn.de I www.soundcloud.com/charles-petersohn.de

VALESKA VON DOLEGA

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