„Früher wollte ich an so einem Abend das Mikro halten“, berichtete André Poloczek, bekannt als Cartoonist POLO von engels bis Titanic – doch bei der „LIT.Ronsdorf“ übernahm das heute ein anderer: EinsLive-Programmchef Jochen Rausch, wie er Wuppertaler, kennt den Zeichner schon lange und ist bekanntlich im Mikro-Metier geblieben. Die akustische Verstärkung erübrigte sich im kleinen Raum aber schnell, und das passte auch zum Abend: Klar ist Rausch Medienprofi, aber heute trafen doch zwei Weggefährten zum lockeren Plausch, und gerade „Polo“ genoss erklärtermaßen die seltene Nähe zu seinen Lesern.
Fast der ganze Oktober war im Stadtteil voll mit literarischen Terminen, nicht zum ersten Mal hatte auch heute die Galerie im Ronsdorf-Carré geladen. Hier fand das Duo ein munteres Publikum, das amüsiert lauschte und gern auch kommentierte: „Den kennen wir, schau mal“, rief eine Dame beim Anblick eines der Cartoons einem Zuhörer zu, der in den Räumen auch selbst ausstellte. Die Werke wurden angesichts der Wände voller Kunst zwar nur durch die Reihen gereicht statt groß gezeigt, aber zur Anschauung sollte es genügen.
Durchschnittsmenschen, gern vollschlank oder langnasig, sind häufig zu sehen in Polos Cartoons, und zur Frage nach Inspirationen nannte er denn auch seinen Blick auf den Alltag: „Ich glaube, dass ich die Gesichter anders sehe – womöglich aufmerksamer.“ Aus dem Leben gegriffen … und deutlich komischer zurück, könnte man vielleicht sagen. Das führt dann wohl zu trockenen Perlen wie dieser – Rowdie zu Passant: „Soll ich dir ein paar in die Fresse hauen?“ Mann: „Nein.“ Frau: „Sag doch nicht immer gleich nein!“ Auch Makabres ist zuweilen dabei oder Schräg-Schlüpfriges („Eier aus Bodenhaltung“).
Zu seinem Vorgehen gab der grundsympathische Cartoonist wiederholt eine Art Kontrastieren zu Protokoll: „Was fällt dir zu diesem Motiv NICHT ein?“ ist demnach eine Frage, die er gern an anstehende Werke stellt – auf dem Friedhof etwa nicht den Kranz, sondern das Surfbrett. Und als Dozent an der Junior-Uni, berichtete er später, fordert er die jungen Teilnehmer gern zur Nicht-Perfektion ihrer Entwürfe auf: „Das geht aber bitteschön schlechter!“
Direkt politisch geht es in seinen Zeichnungen selten zu, wie Polo heute selbst bekannte: „In Sachen Weltverbesserung war ich schon mal stärker aufgestellt.“ Freilich nicht resignierend, sondern in fröhlichem Bewusstsein: Zur Weltverbesserung kann Lachen so einiges beitragen. Da mochten sich auch Unterschiede zeigen zwischen Rausch und Polo: Der smarte WDR-Mann ist auch selbst Autor, schreibt Düsteres wie die Krimistorys im Band „Rache“, den er übrigens auf der letztjährigen LIT.Ronsdorf vorgestellt hatte. Vielleicht aus einem Faible für die intensive Wirkung, vielleicht zur journalistischen Zuspitzung insistierte er im Gespräch denn auch: „Aber willst du in deinen Cartoons nicht auch Niedertracht darstellen?“ Polo freundlich: „Nicht mein Ding.“
Nebenbei offenbarte Grimme-Preisträger Rausch auch augenzwinkernd selbst ein paar Einblicke, etwa bei der Frage an Freund Polo: „Wie ist das bei dir: Viele von uns wollten ja mal Priester werden, weil man von der Kanzel unwidersprochen reden kann ... Das ist eigentlich wie beim Radio.“ Und ein bisschen eitel sein darf man ja auch – wie als „Die Ärzte“ die EinsLive-“Krone“ fürs Lebenswerk nicht haben wollten, was den Chef verständlich wurmte. Für einen eigenen „Misserfolg“ erhielt zumindest Polo heute Abend aber sogar Genugtuung in Ronsdorfs heiterer Runde: Wie er erzählte, wurde einst ein Cartoon aus seiner Feder abgelehnt, auf dem zwei Minigolfer einen toten Kollegen am Grab beklagen: „Er liegt auch irgendwie wieder blöd ...“ Die Galerie lachte trotzdem vergnügt – Polo feixend: „Der funktioniert doch!“
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