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Opernsänger John In Eichen
Foto: Wuppertaler Bühnen

Wen die Muse küsst ...

27. September 2012

Als „Kaspar“ stellt sich der Bassist John In Eichen im „Freischütz“ vor – Portrait 10/12

Er gilt im besten Sinne als stimmgewaltig, fast hymnisch, wird von Kritikern für seine Durchschlagskraft bei gleichzeitiger klanglicher Differenzierung gelobt: John In Eichen. Im September präsentierte er sich mit der „Freischütz“-Premiere als „Kaspar“. Ob kerniges Schmettern, federleichtes Sirren, edle Vokalise oder tremolierendes Pathos – binnen Sekunden springt diese ambivalente Figur in verschiedene Gefühlswelten. „Kaspar ist kein Bilderbuchbösewicht. Er ist frustriert“, beschreibt John In Eichen seine Rolle. „Kaspar ist nicht grundsätzlich schlecht, sondern enttäuscht. Er wird es, weil er sich immerzu mit schlechten Energien umgibt.“ Als Bass, führt er aus, gibt es entweder den Weisen oder den Bösen. „Beides ist interessant, da ziehe ich keinen Typus vor. Wichtig ist doch, dass die Figur etwas erlebt haben muss.“ Wenn das so ist, ist es „immer den Versuch wert, sich diese Rolle zu erarbeiten.“ Seine Traumrolle ist der Gralsritter Gurnemanz im „Parsifal“. „Man liebt es oder hasst es. Ich liebe es.“

Ein akribischer und fleißiger Arbeiter ist John In Eichen, einer, der sich mit ausgiebigen Spaziergängen, Jogging und nach der Lehre der Fünf Tibeter fit hält und schon lange vor offiziellem Probebeginn seinen Part einstudiert. „Bevor die szenischen Proben beginnen, muss stimmtechnisch alles laufen. Dann bin ich frei, zu spielen, also locker, mich in der Rolle wirklich zu entfalten.“ In Wuppertal lebt er in einem Haus am Waldrand. Damit es bei seinen Studien keine Nörgeleien mit den Nachbarn gibt, übt er grundsätzlich im Theater.

Überraschende Deutung, die die Idee der Vorlage intakt lässt
Der Geburtsmoment seiner Gesangskarriere war vermutlich ein Besuch in Hamburg. „Ich saß in einer Aufführung von Wagners ‚Lohengrin’. Und mit den ersten Tönen des ersten Aktes wusste ich: ‚Das ist es!’“ Mit 14 Jahren begann er, Gesangsunterricht zu nehmen. Nicht bei irgendwem, sondern bei Elisabeth Weingartner. Das war vor 20 Jahren. „Bei ihr bin ich noch heute.“ Dazu muss man wissen, dass John In Eichen, geboren 1979 in Luzern, zwar in keine Künstlerfamilie geboren wurde. Aber „Musik war immer da, meine Eltern singen oft und gerne.“ Zusammen mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder Florian spielte er Gitarre. Und eine zeitlang, so erinnert er sich, hätte er sich gut vorstellen können, hauptberuflich Gitarrengott zu werden. „Wenn ich damals ein Vorbild hatte, war das am ehesten Slash von Guns N’ Roses“, lacht er. Aber was er macht, das macht er richtig. Und in einer Band muss man jemanden mitschleppen. „Denn es gibt immer jemanden, der das nicht so ernst nimmt wie ich.“

Kontemplativer Ausgleich
Damit die Eltern seinen Musikkarriere-Plänen zustimmten, ging er ein Abkommen ein. „Ich versprach, erst die Kantonsschule mit Matura zu beenden. Das war der Deal.“ Sein Operndebut gab der Bassist 2006 als der zynische Mann von Welt namens Don Alfonso aus Mozarts „Cosi fan tutte“ in einer Jubiläumsinszenierung unter dem Dirigat von Will Humburg, woraufhin er den Wettbewerb der Kammeroper Schloss Rheinsberg gewann. Zudem wurde er mit dem Förderpreis der Ernst-Göhner-Stiftung Zürich ausgezeichnet. Hatte er jemals Zweifel, dass alles mit der Gesangskarriere glatt gehen würde? „Die härteste Zeit ist, wenn man studiert, aber längst nicht gut genug ist, um zu sagen: Das wird etwas werden“, beschreibt er diese Phase. Runde vier Jahre hat er sich damals quasi eremitisch zurückgezogen, um an seiner Kunst zu feilen.

Mit der neuen Spielzeit kam der stimmgewaltige Bassist nach Stationen wie der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf und zuletzt dem Staatstheater Darmstadt nach Wuppertal. Ein vagabundierendes Leben aus dem Koffer – mit einigen Vor- und Nachteilen: „Es ist interessant, immer wieder auf neue Leute in neuen Städten zu treffen, das ist inspirierend und gibt viel Input.“ Schwer hingegen sei es, Kontakte zu halten und Freundschaften zu pflegen. Einen Ausgleich zu seinem erfüllenden Leben als Sänger findet er in einem weiteren musischen Metier: Er malt. „Rockmusik laut anschalten und loslegen“, gerne expressionistisch, gerne bis morgens um drei, „das ist mein meditativer Ausgleich und sehr beruhigend“.

„Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber I 14.10., 19.30 Uhr/28.10. 18 Uhr/2.11. 19.30 Uhr I Opernhaus Wuppertal I www.wuppertaler-buehnen.de

Valeska von Dolega

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