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Foto: Hartmut Sassenhausen

Vergessene Spielfreude

28. Oktober 2024

Elias Brieden Quintett im Loch – Musik 10/24

Gestriegelt und geschniegelt, im edlen schwarzen Look, erscheinen die fünf Musiker auf der Bühne in Wuppertals Loch. Die vier Herren haben passend dazu Krawatten beziehungsweise eine Fliege um den Hals. Auch ist die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, dass sie kurz zuvor noch ihren Haaren den letzten Feinschliff verpasst haben lassen. Elias Brieden (Trompete, Flügelhorn), Lorenz Knauft (Tenorsaxophon, Querflöte), Lion Lauer (Flügel), Jakob Hein (Schlagzeug) und nicht zuletzt Lena Lorberg (Kontrabass) machen also richtig was her.

Swingin' Löwenzahn

Musikalisch frönt das Elias Brieden Quintett gemäß seines Outfits ganz der Tradition, die in den 1930er und 1940er Jahren hip war, für echte Jazzfreaks heute aber eher Schnee von gestern ist: Eine ordentliche Portion Swing, durchsetzt mit ein wenig Bebop, kommt von der Bühne, so wie er im Lehrbuch steht. Es sind Balladen, Blues, Walzer und flotte Nummern aus Briedens Feder, die ganz klassisch „straight ahead“ präsentiert werden. Etliche Stücke sind seinen großen Vorbildern gewidmet, darunter Charlie „The Bird“ Parker, Roy Hargrove, Ray Brown und Sam Jones. Das Stück „Wesselswerth Waltz“ ist dem Jugend- und Bürgerzentrum Werden in der Nähe der Folkwang Universität der Künste gewidmet. Brieden ist ein Freund des Kartenspiels „Doppelkopf“. Erlebnisse damit hat er in Kompositionen wie „Dat wird teuer“ einfließen lassen. Verjazzt ist auch die Titelmelodie der Fernsehserie „Löwenzahn“.

Heimspiel

Man hört es dem Spiel an, dass sich die fünf Nachwuchsjazzer, die sich im Jugendjazzorchester NRW kennenlernten, noch in Ausbildung befinden. Lupenrein kommt zwar der Swing seitens der Rhythmusgruppe (Klavier, Kontrabass, Schlagzeug) daher. Doch wirken die Vorträge ein wenig steif, als wolle man nur ja nichts falsch machen. Erst gegen Ende des Abends geht es lockerer, befreiter zur Sache. Dessen ungeachtet beeindruckt Lorberg mit variablen, groovenden Basstönen. Hein geht rhythmisch perfekt mit seinem Drumset um, sein Umgang mit Becken und Trommeln könnte nur ein wenig kreativer sein. Lauer sorgt für elegante Harmonien, seine Soli gestaltet er getreu der vergangenen Zeit, nur etwas brav. Dagegen sind die Improvisationen von Knauft außerordentlich kreativ, die er von sachten Anfängen allmählich hin zu heftigen Klangwelten führt. Brieden überzeugt mit einer runden Tongebung, könnte aber noch an einem fehlerfreien Ansatz in den hohen Tongefilden feilen

Richtige Jazzfans scheinen zwar nicht zugegen. Dafür sorgen Familie, Freunde und Bekannte von Brieden, für den der Auftritt als gebürtiger Wuppertaler nach eigenen Worten ein „Heimspiel“ ist, für ein sehr gut besuchtes Haus. Selbstredend zeigen sich die Fans begeistert und erklatschen eine Zugabe.

Hartmut Sassenhausen

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