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Spiel mit dem Licht

01. Januar 2010

Vollauf geglückt: Claude Monet im Von der Heydt-Museum - Wupperkunst 01/10

Die Sensation war der Garten selbst – oder wie der Staatsmann Georges Clemenceau, der zum Bekanntenkreis von Claude Monet gehörte, schrieb: „Der Garten Monets muss zu seinen Werken gezählt werden, da er den Zauber der Anpassung der Natur an die Arbeiten des Lichtmalers verwirklichte. Eine Ausdehnung des Ateliers ins Freie, mit Farbtönen, die nach allen Seiten verschwenderisch hingebreitet waren zur Übung des Auges. „Schon zu Monets Lebzeiten pilgerten Maler von weither nach Giverny, kaum 50 km von Paris entfernt: Hier lebte Claude Monet (1840-1926) mit seiner vielköpfigen Familie seit 1883. Er hatte sich dort ein Atelier eingerichtet und im Garten einen Seerosenteich mit einer japanischen Brücke angelegt. Erstmals 1895 malte er den Teich, wenig später sprach er von seinem „Seerosenprojekt“. Diese Bilder fangen die Spiegelungen im Wasser ein, so dass fraglich wird, was real und was überhaupt oben und unten ist. Der Teich löst sich im Farbauftrag in ein flirrendes, feingliedriges und zunehmend freies Geschehen auf. Schlingpflanzen und Gestrüpp verschmelzen mit ihren Reflexen. Monet führte damit die Natur auf die Gesetzmäßigkeiten ihrer Ordnung und auf ihre Wildheit zurück. Und malerisch überwand er die Grenzen der realistischen Wiedergabe. Er wurde zum Vorreiter der abstrakten Malerei. Im Von der Heydt-Museum bilden die Bilder aus Giverny den krönenden Abschluss der Ausstellung. Aber das Feuerwerk setzt hier schon früher ein, mit den Meisterwerken des Impressionismus in glühenden, vibrierenden Farben. Die Ausstellung bedenkt alle Stationen im Werk von Monet, sie beginnt mit den frühen Karikaturen, die im Le Havre der 1850er Jahre Kapitäne, Hafenarbeiter, aber auch Literaten zeigen. Später hat Monet gesagt, er hätte nur weiter zeichnen müssen, dann wäre er Millionär geworden. – Reich wurde er schließlich doch, obgleich (oder weil) er sich frühzeitig für den Weg der Moderne entschieden hat. Ende der 1850er Jahre hatte er gelernt, mit Ölfarbe im Freien zu malen, was er an der See und in der Landschaft erprobte. Monet ging es sehr bald darum, den flüchtigen Augenblick und damit eine Wahrheit hinter den scheinbaren Dingen festzuhalten. Das Licht und die Verschattung, der Wellengang, die Bewegtheit der Natur – all das fing er in seiner Malerei mittels lebhaft-spontaner Tupfer und Striche ein: Er löste die festen Formen auf. Eines seiner Bilder mit dem Titel „Impression. Soleil levant“ (1874) gab dieser Kunstrichtung, der zeitweilig u.a. auch Cézanne, Renoir und Sisley zuzuordnen sind, ihren Namen. Aber „Impressionismus“ war zunächst als Spottname durch die Kritiker in Gebrauch. Was für viele der Künstler der Abschluss ihrer Entwicklung war, war für Monet indes der Start und die Methode, um seinen Gegenständen näherzukommen. Zu Monets Verfahren gehört auch, seine Motive wiederholt und noch nach längerer Zeit wieder im Atelier aufzugreifen, sie unter verändertem Blickwinkel und anderen Licht- und Witterungsverhältnissen zu malen. In Wuppertal gibt es dazu etwa die Getreideschober und die Kathedrale von Rouen zu sehen, die nicht nur zu verschiedenen Tageszeiten gegeben, sondern teils noch angeschnitten sind. Und bei den Ansichten des Londoner Parlamentes, in den Jahren nach 1900, tritt die Spiegelung der Themse in den Vordergrund. Die Gebäude selbst verschwinden in der Malerei und sozusagen im Nebel ... Nach 1904 reiste Monet kaum noch: Mit dem Refugium in Giverny hatte er nun alles, was er für seine Malerei brauchte, direkt vor der Tür, schon die Nymphéas, die Seerosen. In Wuppertal überrascht diese Ausstellung kaum noch. Denn Gerhard Finckh, der Direktor des Von der Heydt-Museum, hat mit seinem bisherigen Programm zur klassischen Moderne alle Erwartungen hochgefahren. Fast ist die Folge an hochkarätigen Ausstellungen des Guten zu viel. Möglich aber wurde die Ausstellung – neben weiteren Leihgaben – durch den Austausch mit dem Musée Marmottan Monet in Paris. Von dort kommen etwa 30 der ausgestellten Gemälde und ebenso viele Zeichnungen, und zwar im Gegenzug zu Ausleihen aus dem Von der Heydt-Museum. Also auch hier, ohne die eigene Sammlung ginge kaum etwas. Und auch nicht ohne das aktuelle Engagement aus dem Bürgertum, im konkreten Fall: die Jackstädt-Stiftung, die diese Ausstellung unterstützt. Mit den Malereien von Monet gibt das Von der Heydt-Museum der Bevölkerung Wuppertals aber auch viel zurück.

THOMAS HIRSCH

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