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Seit 1987 in Wuppertal: Lilay Huser
Foto: Stephanie Spichala

„Andere Kulturen bereichern“

25. Januar 2018

Die Wuppertaler Schauspielerin Lilay Huser – Heimat Wuppertal 02/18

Mein Opa war gegen die Heirat meiner Eltern, doch mein Vater hat meine Mutter einfach entführt. Es hat viele Jahre gedauert, bis er sie schließlich akzeptiert hat. Geboren bin ich im Dorf Bahcearasi in der Nähe von Izmir, mein Geburtsname ist Lilay Sahin. Meinem Vater war es wichtig, dass wir studieren, einen guten Beruf lernen. Die erste Schulzeit habe ich in Antalya verbracht, mein Vater stieg dort ins Bankgeschäft ein. Er wurde in verschiedene Städte weiter vermittelt, zuletzt wohnten wir in Istanbul. Er hatte die vielen Umzüge satt, machte sich dort als Steuerberater selbstständig und gründete eine Produktionsfirma für Babystrickbekleidung.

Ich wollte in Istanbul studieren, aber von 10 Mio. Bewerbern wurden nur 1 Mio. genommen, die Aufnahmeprüfung war sehr schwer. In der Zeit habe ich auch meinen ersten Ehemann Vedat kennengelernt, auch er wollte studieren. Wir hatten Freunde in Deutschland, und meine ältere Schwester lebte bereits in Krefeld. Also zog ich 1978 als erstes zu ihr, Vedat folgte sechs Monate später hinterher. Meine Schwester war streng, und so haben wir nach einem Jahr geheiratet. 1983 kam meine Tochter Pinar zur Welt, dadurch habe ich auch etwas länger für das Studium gebraucht. Ich habe Diplom-Textilingenieurin studiert, aber schon früher in der Schule und während der Studienzeit mit meinem Mann zusammen Theater gespielt.

Damals gab es die Aufenthaltsregel, dass man mit dem Studentenstatus nach einem Jahr Arbeit nach dem Studium wieder zurück muss. Es sei denn, man kann eine Arbeit nachweisen, die kein deutscher Bewerber machen kann. Diese Ausnahmeregel galt auch für Schauspieler. Wir haben zu Beginn türkische Stücke beim Arkadas-Theater in Köln gespielt. Ich habe zwar einen Deutschkurs besucht und man wurde ein Jahr auf das Studium vorbereitet, aber die Sprache zu lernen war sehr schwer. 1987 sind wir nach Wuppertal gezogen, zwei Jahre später war ich mit dem Studium fertig, und 1991 haben wir das Wupper Theater gegründet.

Dieses Jahr werde ich 60 Jahre alt und bin dann seit 40 Jahren in Deutschland. Inzwischen bin ich zum zweiten Mal verheiratet, meine Tochter ist auch Schauspielerin und lebt in Berlin und Istanbul. Ich lebe lieber hier als in der Türkei. Je mehr man sich integriert, desto mehr entfremdet man sich auch von der eigenen Kultur. Die Berge mag ich nicht, aber sonst fühle ich mich wohl. Ich habe schon seit 1988 für Film und TV gearbeitet, aber mit dem Film „Almanya – Willkommen in Deutschland“ wurde ich bekannter und bekam mehr Anfragen. Der Film ist auch ein bisschen wie meine eigene Geschichte. Trotzdem – ohne die Arbeit meines jetzigen Mannes hätte ich es nicht schaffen können.

Mit Marcia Golgowsky, die vor 13 Jahren ins Wupper Theater einstieg, habe ich 2009 das Comedy-Duo Die Trockenblumen gegründet. Die Programme werden vom Wupper Theater produziert. Marcias Figur Hilde stammt noch aus der Musiktheater-Serie „Talort – der Krimi aus dem Bergischen“, meine Rolle der Ayse haben wir dazu erfunden. Ich kann nicht sagen, welche Kultur besser ist – es ist einfach anders, jede hat gute und schlechte Seiten. Je besser man andere Kulturen versteht, desto eher empfindet man sie als Bereicherung. Mit Comedy geht das ganz ohne einen moralischen Zeigefinger.

Zur Person
Lilay Huser kennt man v.a. aus dem Film „Almanya“, der Serie „Türkisch für Anfänger“ und als Ayse von den Trockenblumen („Fensterkissen zum Hof“ am 2.3. Die Welle, Remscheid; 13.4. Cobra, Solingen). Ihr Wunschtraum: Eine Wuppertaler Tatort-Kommissarin zu spielen und mehr Kulturförderung durch die Stadt.

Lilay Huser

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