Ich heiße Daria Kimmel und komme aus Russland. In Deutschland wohne ich seit fast zwei Jahren. Es gefällt mir hier sehr: freundliche, nette Leute, ruhige Straßen. Wuppertal ist eine sehr schöne Stadt und sie ist für mich in kurzer Zeit eine neue Heimat geworden.
In Wuppertal habe ich zum ersten Mal in meinem Leben die Schwebebahn gesehen. Ich kann mich ganz gut an meine erste Fahrt mit diesem Exoten erinnern. Es war sehr lustig, über die Wupper zu schweben.
Nicht nur die Schwebebahn, sondern auch viele andere Dinge waren neu für mich: andere Kulturen, Traditionen, verschiedene Religionen und unterschiedliche Menschen mit einer für mich ungewöhnlichen Denkweise. Einige Sachen haben mich dabei sehr überrascht: Zum Beispiel, dass die Deutschen überwiegend die schriftliche Form von Briefen statt der Elektronische bevorzugen. Auch gesetzliche Ruhezeiten, die eingehalten werden müssen, waren neu für mich. Aber jetzt habe ich mich fast an alles gewöhnt, außer an das Klima, das mir immer noch Probleme bereitet.
Ich vermisse den richtigen russischen Winter sehr. Diese Zeit war für mich immer voller Magie. Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich ein kleines Dörfchen vor. Vor Ihnen liegt ein Fluss, aber Sie können nicht hören, wie er plätschert, weil er mit Eis bedeckt ist. Alles rundherum ist mit Schnee bedeckt. Die Luft ist frisch und frostig. Es ist ca. -30/-35°, aber die Luft ist sehr trocken, deshalb kann man diese niedrige Temperatur sehr gut aushalten. Schauen Sie bitte in den Himmel. Sie sehen viele Sterne, die sehr schön und sanft für Sie leuchten. Der Schnee glänzt im Mondlicht wie tausende Diamanten. Die Schneeverwehungen sind so hoch, dass sie bis an die Knie reichen. Sie gehen einen kleinen Pfad entlang zu Ihrem kleinen Häuschen nach Hause und der Schnee knirscht unter Ihren Füßen. In so einem Dörfchen bin ich aufgewachsen und seine Landschaft liegt mir am Herzen.
Das sind meine emotionalen Erinnerungen an den russischen Winter. Aber wir sind nur frei für die Zukunft, wenn wir gerne an unsere Vergangenheit zurückdenken und nicht darin stecken bleiben. Deshalb habe ich natürlich auch meine Pläne für die Zukunft. Ich habe mich für den Studiengang Psychologie an der Uni Wuppertal beworben und möchte mich in meinem Studium auf Kinderpsychologie spezialisieren.
Ich denke, dass unsere Kinder unsere Zukunft sind und dass wir bei der Erziehung der Kinder unsere Zukunft selbst aufbauen. In Russland habe ich das Studium der Kinderpsychologie für Vorschulkinder abgeschlossen und ich bin sicher, dass dieser Beruf das Richtige für mich ist. In Deutschland gibt es aber ein anderes System. Psychologische Programme sind nicht, wie in Russland, in ein festes Vorschulsystem eingebunden. Deshalb brauche ich noch einmal einen deutschen Studienabschluss, wenn ich hier etwas Ähnliches arbeiten will. Mir gefällt es, mit Kindern zu arbeiten. Jetzt mache ich ein Praktikum in einem Kindergarten. Ich bin dem Schicksal sehr dankbar, dass ich dabei hier in Wuppertal mit einem sehr freundlichen und hochqualifizierten Team zusammenarbeiten kann.
Zur Person
Daria Kimmel wuchs in Kostroma, 300 km nordöstlich von Moskau, auf. Als sich für ihren Mann, den sie schon aus Kindertagen kennt, die Möglichkeit ergab, aufgrund seines deutschen Großvaters nach Deutschland zu gehen, beschloss sie, ihm nach ihrem Studienabschluss zu folgen.
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