Welche Lebensgemeinschaft ist die richtige? Wie und vor allem wer sich mit wem verpartnern kann, soll oder muss, darüber debattieren Repräsentanten aus Kirche und Kultur ebenso wie Politiker. Auch literarisch wurde manche Idee kundgetan, nicht nur in Goethes „Stella“, die ursprünglich mit einer ménage-à-trois endet, sondern auch beim einzigartigen Dario Fo.Als er 1997 mit dem Nobelpreis geehrt wurde, charakterisierten die Juroren ihn als einen Bühnenkünstler, „der in Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler die Macht geißelt und die Würde der Schwachen und Gedemütigten wiederaufrichtet“. Seine Komödie „Offene Zweierbeziehung“ setzt sich im Original mit den Denk- und Empfindungsansätzen in der bürgerlichen Ehe zwischen ewig betrügendem Mann und immer wieder hintergangener Frau auseinander. Das TalTonTheater katapultiert diese Szenen einer Ehe ins Rampenlicht.Thomas und Nigel Channing sind Entertainer auf Tournee, als Thomas die Faxen dicke hat und Schluss machen will. Mit allem, der Bühnenshow, der Beziehung und seinem Leben. Sein Lebenspartner zieht sämtliche Register, um einerseits die Show und anderseits die Überbleibsel der Beziehung zu retten. Dazu gibt es Tanz- und Gesangseinlagen, groben Waffengebrauch und letztlich den Vorschlag, zu neuen Ufern aufzubrechen und eine offene Beziehung zu führen.
„Aufbruch“ lautet das diesjährige Motto der 7. neanderland Biennale. Das Theaterfestival feiert am 29. Mai Premiere und endet am 20. Juni mit einer modernen Interpretation von „Alice im Wunderland“. Sie bezieht mit spektakulären Inszenierungen alle zehn Städte im Kreis Mettmann als Spielstätten ein. Die französische Formation Théatre Les Anthropologues gastierte bereits im März anlässlich desWelttags des Theaters in Mettmann und überraschte ahnungslose Passanten und Flaneure mit ihrer eigenwillig-exotischen „Alice“-Adaption – das Original übrigens ist vor 150 Jahren erschienen. Kostümiert im extravaganten Steam-Punk-Stil, spazierten der Hutmacher, ein weiß gewandeter Herr mit exzentrischer Fliegerbrille und die blond bezopfte Alice durch die Neandertalstadt und forderten auf, sie zur Teezeremonie zu begleiten. „Es ist ein Walking Act“, erklärte Katja Lillih Leinenweber, künstlerische Leiterin der diesjährigen Biennale. Entlang von fünf Stationen soll die bekannte Geschichte der kleinen Alice, die einem Kaninchen in ein märchenhaftes Fabelland folgt, auf Französisch und Englisch erzählt werden. „Die Story ist den meisten bekannt“, wichtige Figuren wie die Herzkönigin und ihr schrilles „Kopf ab!“ sind in der modernen Version ebenso dabei wie das ewig auf die Uhr schauende Kaninchen. Die ganze Stadt soll als Kulisse dienen, Requisiten werden auf Handwagen von den Darstellern mitgeführt und pyrotechnische Effekte sind vorgesehen. Damit die perfekt wirken können, beginnt die Aufführung Samstag, 20. Juni, abends. Um 21 Uhr startet die Gruppe an der Beckershoffstraße, quer durch die Innenstadt geht es bis zum Königshof. Jeder aus dem Publikum darf sich als Teil der Geschichte fühlen.
Absurde Begegnungen erlebt auch Michael Mittermeier. Wer wissen will, warum der Bayer auch im englischsprachigen Ausland gefeiert wird, besucht seine Show „Blackout“, mit der er sein Publikum in der Stadthalle bespaßen wird.
Michael Mittermeier: „Blackout“ | Di 5.5. 20 Uhr | Stadthalle | www.stadthalle.de
„Offene Zweierbeziehung“ | Sa 23.5. 20 Uhr | TalTonTheater | 0211 27 40 00
7. neanderland Biennale | 29.5.-20.6. | www.neanderland-biennale.de
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