Dem außergewöhnlichen Anlass geschuldet soll ausnahmsweise ein kurzer Blick auf einen besonderen musikalischen Nebenschauplatz geworfen werden: Jethro Tull’s Ian Anderson gastiert in der Stadthalle. Und zwar in Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester und der Kantorei Gemarke. Nach dem Gastspiel Procol Harums vor zwei Jahren an gleicher Stelle wird das voraussichtlich ein Konzertglanzlicht sondergleichen. Ein Stück Musikgeschichte trifft auf regionale Könner, eine solche Kombination gibt’s eben nur im Bergischen.
Wie so viele andere Bühnen brachte dasKinder- und Jugendtheater im vergangenen September den bildgewaltigen Roman „Tschick“ des inzwischen verstorbenen Autoren Wolfgang Herrndorf als Theateradaption an den Start. „Tschick“ ist die Geschichte zweier Teenager, die eine ungewöhnliche Freundschaft verbindet, auf einer abenteuerlichen Fahrt durch Ostdeutschland. In einem geklauten Lada brettern Maik, Sohn aus augenscheinlich gutem Hause, und der russischstämmige Tschick, optisch und vom Benehmen aus einer anderen Gesellschaftsschicht, durch die Welt, und das ist so spannend, witzig und wirklichkeitsnah erzählt, dass das Buch nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen ankommt. Und die Theaterinszenierung ebenso – sonst wäre sie jetzt nicht wieder aufgenommen worden.
Und auch im TalTonTheater tut sich wieder was: Die Komödie „37 Ansichtskarten“ wird von den ambitionierten Laien ins Rennen geschickt. Die von Michael McKeever verfasste Komödie changiert zwischen Humor à la Monty Python und purem Klamauk, präsentiert merkwürdige Charaktere und tiefschürfende Weisheiten. Einige Jahre war Avery, Sohn des Hauses, auf Europatour. Als hübschestes Mitbringsel hat er Gillian am Gepäck. Die hatte er vor der Sutton-Sippschaft als „etwas exzentrisch“ gewarnt. Allerdings hat sich in Averys Abwesenheit einiges getan. Die tot geglaubte Großmutter steht wieder in den Pantoffeln, die Mutter hat offensichtlich den Verstand verloren, Papi spielt neuerdings nachts Golf, und die Tante ist Geschäftsfrau. Sie betreibt eine gut funktionierende Sex-Hotline für Senioren.
Ihn „merkwürdig“ zu nennen, wäre ein schlimmer Euphemismus. Ob über Adolf Hitler je alles gesagt sein wird? Die Lit.Lounge widmet sich in einer szenischen Lesung dem Diktator. Die Landestheater Burghofbühne Dinslaken ist im Theater und Konzerthaus Solingens, um „Liebsbriefe an Hitler“ darzubieten. Der war zu seiner Zeit angesagt wie jetzt ein Popstar, die meistenBriefschreiberinnen wollten ihn nur einmal aus der Nähe sehen, seinen „gutmütigen Blick“. Freudvoll schickten sie ihm selbstgebackenen Kuchen und Handarbeiten. Tituliert als „Purzelchen“, „Wölfchen“, „Herzensadolf“, „mein lieber zuckersüßer Adolf“ oder auch „Majestät“ ist nicht der Inhalt obzön. „Obszön sind die Umstände, unter denen diese brieflichen Herzensergießungen entstanden – Dokumente von grausiger Demut und Verblendung“, heißt es dazu in der Vorankündigung.
„Tschick“ | Di 14.4. 18 Uhr | Kinder- und Jugendtheater, Bundesallee 222
„37 Ansichtskarten“ | Sa 25.4.(P) 20 Uhr | TalTon Theater
„Liebesbriefe an Hitler“ | Mo 27.4. 19.30 Uhr | Theater und Konzerthaus Solingen
Ian Anderson | 10.-12.4. 20 Uhr | Stadthalle (ausverkauft!)
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