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„Lulu“ mit Sopranistin Martina Welschenbach
Foto: Presse

Lulu ist kein Wolf im Lammfell

31. März 2016

Musikalische Ausblicke und ein Literaturfestival – Prolog 04/16

Sie sind sperrig, haben keinen Internetanschluss und machen nichts von alleine: Blasinstrumente. Auf welch vortreffliche Weise sich mit Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn eine Geschichte erzählen lässt, beweist das Bläserquintett des Sinfonieorchesters Wuppertal. Als so etwas wie ein Kindergartenkonzert spielen die Profis den All-Time-Klassiker „Peter und der Wolf“, komponiert von Sergej Prokofjew. Anders als üblicherweise im Konzert soll’s dabei entspannt zugehen, die Kids lümmeln auf dem Boden, die Musiker erklären zunächst Querflöte & Co. und Fragen werden beantwortet. Ist dann ausgiebig debattiert worden, erzählt Martin Schacht das musikalische Märchen. Denn wenn Musikinstrumente Lebewesen wären, was für Typen oder gestalten wären sie? Prokofjew hat diese Fantasie als Notenwerk ausgesponnen, die Querflöte ist ein Vogel, die Klarinette die Katze, die Oboe die Ente und dieHörner markieren den Wolf. Die Geschichte ist altbekannt: Peter und sein Großvater leben auf dem Land, die Idylle komplettieren Vögel und Enten, eine eigenwillige Katze, aber auch der Wolf. Aus der Konstellation entwickelt sich eine dramatische Situation, die letztlich aber glücklich endet.

Auf ein solches Happy End hofft Lulu vergeblich. Wie „Lulu“ weit hundert Jahre nach Frank Wedekind und fast achtzig Jahre nach der musikalischen Adaption durch Alban Berg noch darzustellen sei, daran versucht sich jetzt das Opernhaus. Ob Martina Welschenbach in der Titelrolle mehr Hexe oder Sternenmädchen sein wird, um Wedekinds unersättliche Verführerin dem Publikum näher zu bringen, wird dabei eine der spannenden Fragen sein. Wird „Lulu“ in der Inszenierung Beate Barons ein wildes Sittengemälde, eine „Monstretragödie“, wie sich Wedekind einst als Gattungsbezeichnung ausgedacht hat? Oder wird es eine Männergier, die ozeanisch-stürmisch das Eiland Lulu umbrandet, an ihr abprallt und sie letztlich abträgt? Spannend im Sinne von elektrisierend ist hoffentlich auch die Musik, hier ist ja in der Vergangenheit an anderen Häusern von verschiedenen Raffungen und Straffungen in der Partitur bis hin zu modernem Sprachgesang allerhand versucht worden. Dem Vernehmen nach versuchen die Wuppertaler sich nun mit einemLibretto, das nach den ebenfalls von Wedekind verfassten Tragödien „Erdgeist" sowie „Die Büchse der Pandora“ erstellt wurde, der dritte Akt ist von Friedrich Cerha verfasst, die Oper selbst stammt von Alban Berg. Toshiyuki Kamioka hat die musikalische Gesamtleitung inne.

Glückliche Zeiten mag mancher in seiner Heimat verlebt haben. Was es mit diesem Begriff auf sich hat, nimmt die diesjährige Literatur Biennale der Stadt näher unter die Lupe. Bis Mitte Januar konnten talentierte Schreiber ihre eigenen Texte zum Thema „Utopie Heimat“ abgeben, der Jurypreis wird dann bei der dritten Ausgabe dieses Literaturmarathons erfolgen. Vom 25. Mai bis 5. Juni werden international bekannte ebenso wie regionale Autoren lesen und diskutieren. Wie in den Vorjahren soll mit dem Festival ein weit gefächertes Publikum erreicht werden, um Begeisterung für Gegenwartsliteratur zu wecken.

„Peter und der Wolf“ (ab 5 J.) | 14.-16.4. 9.00/10.30 Uhr | für Grundschulen: 25.4. 10/12 Uhr | Stadthalle | 0202 563 76 66

„Lulu“ | Sa 14.5.(P) 19.30 Uhr | Opernhaus | 0202 563 76 66

Literatur Biennale: „Utopie Heimat“ | 26.5.-5.6. | div. Orte | www.wuppertal.de

Valeska von Dolega

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