Dass Namen zuweilen mehr als sprichwörtlich Schall und Rauch sind, ist aus der Literatur wie dem „Doktor Faustus“, wo ein gewisser Zeitblom als Chronist im Einsatz ist, hinlänglich bekannt. Auch schön ist es, einen Namen zu tragen, der sich phonetisch nutzen lässt. So kann man als Kabarettist „nur“ nörgeln, jammern oder mäkeln und umschreibt so aufs Trefflichste seine Sezierarbeiten an den Gegebenheiten der Welt. Das macht Dieter Nuhr schon lange und erstaunlicherweise lässt er es dabei beständig klug angehen. Unaufgeregt weiß er Pointen zu setzen, mäandert nicht blödsinnig über Nebenschauplätze, sondern geht die Dinge aufrichtig und direkt an. So wie im aktuellen Programm „Nur Nuhr“, mit dem der bald 56-Jährige Mitte Januar 2017 in der Unihalle gastiert. Der zuletzt mit dem Münchhausen-Preis Ausgezeichnete wird dann aufs Neue feinsinnig humorig, mit Lust am Fabulieren, die politischen Dinge der Welt betrachten.
Sehsüchtig erwartet sind die wenigen und selbstverständlich grundsätzlich rasch ausverkauften Auftritte des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Gleich zwei Inszenierungen gibt es zu sehen. Im März 2003 im Opernhaus uraufgeführt, reiste das Bausch-Stück „Nefés“ längst um die ganze Welt. Musikalisch eine Odyssee eigentlich unvereinbarer Pole zwischen Astor Piazzolla, Tom Waits und orientalischer Unterhaltungsmusik, ist die Choreografie eine Hommage an die Türkei. Dem Vernehmen nach sei die Choreografin ganz vernarrt in das Land gewesen und viele der dynamischen Szenen erinnern an die Hektik und das pulsierende Leben seiner Städte. Wie auf einem magischen Teppich werden die gewohnt assoziativen Momente vom Können des Ensembles und der wohl unverwechselbaren Handschrift seiner Compagnie-Chefin zusammengehalten. Ebenfalls auf dem Spielplan ist der Klassiker „Palermo, Palermo“. Kein anderes Bausch-Stück beginnt mit einem so gewollten Knalleffekt – lautstark geht eine Mauer zu Bruch. Als „Palermo, Palermo“ im Dezember 1989 uraufgeführt wurde, lag der Fall der Berliner Mauer gerade sechs Wochen zurück, und Gesellschaft wie Theater fanden sich unversehens in einer anderen Welt wieder.
Immer sehr bei sich selbst ist ein anderes Urgestein der kabarettistischen Szene, Konrad Beikircher. Obwohl ja eigentlich Südtiroler, gilt er dem Rheinländer längst als seinesgleichen. Aktuell ist er völlig seiner Meinung, was als Programm dann „Bin völlig meiner Meinung“ heißt, und über die Identität des Rheinländers an-und-für-sich mal gar nichts sagt. Aber wie gewohnt wird er sich mit den besonderen Finessen der Sprache als auch der Mentalität dieser Spezies auseinandersetzen. Obwohl Beikircher Mitte der 1960er Jahre nach Bonn zog, hat er sich eine gewisse Neutralität per Außenansicht bewahrt. Die ist liebevoll distanziert und treffend, vor allem unterhaltsam.
„Nur Nuhr“ | 15.1.17 19 Uhr | Unihalle
„Nefés“ | 13., 15., 16., 18., 19., 20.11. je 19.30 Uhr | Opernhaus
„Palermo, Palermo“ | 16., 17., 18., 19.12. je 19.30 Uhr | Opernhaus
„Bin völlig meiner Meinung“ | 24.11. 20 Uhr | Barmer Bahnhof
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