Die Nachricht schlug hohe Wellen: Toshiyuki Kamioka, Opernintendant und Generalmusikdirektor, verlässt vorzeitig die Stadt. Die muss sich nun auf die Suche nach einem neuen Chef der Oper und des Sinfonieorchesters zum Ende der Spielzeit 2015/16 machen. Über die Gründe für den vorzeitigen Weggang kann nur spekuliert werden. Was auch immer hinter dieser neuen Theaterkatastrophe steckt, noch arbeitet er in Wuppertal, noch kann man ihn erleben. Beispielsweise zum Neujahrkonzert in der Johanneshalle, das unter seiner Leitung gegeben wird. Die Familie Strauß, also Johann Strauß (Vater), Johann Strauß (Sohn), Josef Strauß und Eduard Strauß stehen auf dem Programm. Womit ein heiter-leichter musikalischer Einstieg ins Jahr bevorsteht.
Ein Gastspiel anderer Art wird Joachim Król in der Mitte des Monats geben. Der Schauspieler gastiert zusammen mit dem South of the Border Jazz Trio und seiner Interpretation des Romans „Seide“ in der Oper. Schon mit seinem Debütroman „Land aus Glas“ (1991) hat dessen Autor Alessandro Baricco in seiner italienischen Heimat Aufsehen erregt – und bald weit darüber hinaus. Und zwar mit dem lyrischen Miniroman „Seide“, der im gehobenen Teil des Genres Unterhaltung einzuordnen ist. Als sinnlicher, wehmütiger und zarter Roman wurde die Geschichte von schlichter Schönheit als „leicht wie ein Seidentuch“ beschrieben. Es geht darin um die unerfüllte Liebe zwischen einem französischen Seidenhändler und einer rätselhaften japanischen Schönheit. Dem Vernehmen nach gefällt Król der „kleine Roman, der eine große Novelle ist“, weil er in eine andere Zeit versetzt und sehr romantisch ist. Die Sprache nennt er wunderbar, kein Wort sei überflüssig. „Das Werk erinnert mich ein bisschen an das eine oder andere Werk von Picasso.“ Auf den ersten Blick sind bloß ein paar Pinselstriche zu sehen, schaut man genau, erkennt man, dass alles da ist, was das Bild braucht, um perfekt zu sein. Zur passenden Untermalung und Ergänzung spielen South of the Border.
Mit Corinna Harfouch ist eine weitere berühmte Schauspielerin zu Gast im Bergischen. Anlässlich des Geburtstags Else Lasker-Schülers, die am 11. Februar 1869 in Wuppertal geboren wurde, und 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, dem 70. Todesjahr Lasker-Schülers sowie dem 25-jährigen Bestehen der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft trägt die Schauspielerin „Styx II – Gott ist kein Spießer“ vor. Lasker-Schüler lebte extrem und war Teil der Avantgarde, die damals die Kunst- und Literaturszene revolutionierte. Jedem, den sie liebte und verehrte, setzte sie ein Denkmal, sie schrieb radikal subjektiv, wie man es bisher noch kaum kannte. Damit erfand sie die literarische Liebeserklärung quasi neu. Was andere davon hielten, war ihr schnuppe – es ging um den Ausdruck in schwindelerregenden Sprachbildern. Trotz ihres Ruhms reichte das Geld nie. Als die Nazis aufmarschierten, floh sie nach Palästina, wo sie 1945 verarmt und einsam in Jerusalem starb.
Neujahrskonzert | Do 1.1. 18 Uhr | Stadthalle
Joachim Król: „Seide“ | Mi 14.1. 19.30 Uhr | Oper
Corinna Harfouch: „Styx II – Gott ist kein Spießer“ | Mi 2.2. 19.30 Uhr | Kunstmuseum Solingen
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