Bei der „Flat Earth Society“ handelt es sich um eine 1956 gegründete Organisation, die davon überzeugt ist, dass ganz im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Beweisen die Erde flach sei. 2001 schlief sie ein, wurde aber ein paar Jahre später reaktiviert. Diese Glaubensgemeinschaft und andere Flacherdler haben aber rein gar nichts zu tun mit der 15-köpfigen Big Band gleichen Namens. Sie verbreitet nämlich keine Fakes oder Verschwörungstheorien. Vielmehr hat sie faustdick den Schalk im Nacken, nimmt musikalisch so einiges auf die Schippe. Um es auf den Punkt zu bringen: Schwarzer Humor ist ihr Markenzeichen. Soeben von einer Tournee durch Kanada und die USA ist die Truppe aus Belgien auf Wuppertals Insel gekommen, um anlässlich der Finalveranstaltung des Wuppertaler Jazzmeetings für große Unterhaltung zu sorgen.
Aus dem Häuschen
Alles, was man sich an Bigband-Sounds, -Spieltechniken und -Stilen vorstellen kann, beherrschen die Musiker aus dem Effeff. Schräge Harmonien gemahnen an die Kölner Jazzrock-Band „No Nett“, die Anfang der 80er Jahre für Furore sorgte. Allenthalben grüßt der legendäre US-amerikanische Komponist Frank Zappa mit seinen vertrackten Arrangements und skurrilen Sounds. Aber auch die klassischen Bigband-Sätze, balkanische Blechfanfaren, Thriller-Flair, Progressive Rock oder Tango-Rhythmen kommen in der bunten Mischung vor. Das alles kommt ungemein witzig, aufsässig, alles durch den Kakao ziehend mit viel Power daher. Sieben Nummern wie The Last One“, „Swatter Perspective“ und „Washaway“ plus drei Zugaben sind es, die beim Publikum manche Füße zum Wippen bringen und Lachmuskeln aktivieren. Ja, es ist eine Spaßband um den Klarinettisten Peter Vermeersch par excellence, die in ihren Bann zieht. Folglich ist das Publikum ganz aus dem Häuschen, das tosenden Beifall spendet, gespickt mit etlichen Jubelrufen.
Vier Wochen zuvor
Vor dieser amüsanten Kurzweil läutet die Formation „CVAT-ett“ den Abend ein, zweitplatzierte Band des Nachwuchswettbewerbs Wild Card Contest, der Bestandteil des Jazzmeetings ist. Eigentlich hätte dem Gewinner, dem Paula Steiner Quartett, der Auftritt zugestanden. Doch zwei Mitglieder müssen zur gleichen Zeit an Proben des Jugend Jazz Orchesters NRW teilnehmen. So kommt das Quartett um die Sängerin Catalina Isidora und ihren Bruder, den Pianisten Valentin Zapata Contreras zum Zug, das speziell für den Contest gegründet wurde und erst seit vier Wochen besteht. Die Geschwister sowie Bassist Thilo Fleckenstein und Schlagzeugerin Antonia Nickel legen sich mächtig ins Zeug und präsentieren sechs Songs, darunter „The In Crowd“, „Louie Bag“ und „Contigo a la Distancia“, dank eines intensiven Zusammenspiels und der ausdruckstarken Gesänge trotz der relativ kurzen Probezeit sehr munter und frisch. Die Vorträge kommen richtig gut an, wovon der lang anhaltende, begeisterte Schlussapplaus zeugt.
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