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Foto: Hartmut Sassenhausen

Königstrio

18. April 2024

Constantin Krahmer Trio im Loch – Musik 04/24

In der Klassik gilt das Streichquartett als Königsdisziplin, wenn man in kammermusikalische Tiefen eintauchen will. Es stellt nämlich hohe Anforderungen an die Interpreten und hat den Ruf, intellektuelle Musik zu sein und zählt deswegen zur elitären Gattung. Dieser Umstand war und ist vielen Komponisten bewusst. Etwa äußerte sich Ludwig van Beethoven über sein Opus 95: „Dieses Quartett ist nur für einen kleinen Kreis von Kennern bestimmt.“ Damals und heute sind gerade die Ensembles berühmt, deren Mitglieder über Jahre – wenn nicht Jahrzehnte – „ein Leben zu viert“ führen. Denn man muss sich in und auswendig kennen, blind verstehen, um die große Vielschichtigkeit solcher anspruchsvollen Werke wesensgleich zu durchdringen und zu vermitteln. Auf dem Gebiet des Jazz ist die Königsdisziplin das klassische Klaviertrio mit der Besetzung Klavier, Bass und Schlagzeug, das ganz jenseits des Mainstreams einen ähnlichen Ruf genießt und solche Ansprüche stellt. Denn auch hier ist die musikalische Interaktion kein leichtes Spiel.

Jenseits des Mainstreams

Im soziokulturellen Zentrum Loch ist nun das Constantin Krahmer Trio zu Gast und überzeugt mit intensiven und tiefgründigen Vorträgen. Sämtliche Kompositionen stammen aus der Feder des Pianisten Constantin Krahmer. Die meisten von ihnen sind auf der jüngst veröffentlichten CD „Care“ verewigt: „Napoli“, „Consideration“, „Herbert“, „Rapid“, „Sun”, „Cirrus“, „Horn-Rims“ und „Flamingos“. Auch andere Nummern von ihm, ursprünglich für andere Besetzungen geschrieben, sind mit dabei.

Es ist fast durchgehend ruhiger, introvertierter, balladesker Modern Jazz zu hören, der sich von Tonalitäten frei gemacht hat. Melancholische wie verheißungsvoll nach vorne blickende lichte Momente liegen in der Musiksprache, die sich nur in ganz wenigen Augenblicken kurz hin zu eruptiven Klängen steigert. Dynamisch sind die Themen- und Motivblöcke, musikalischen Linien und Improvisationen mehr im Piano denn im Forte gehalten. Dazu passt die dezent ausgeleuchtete Clubatmosphäre, die zum Chillen einlädt.

Zum Chillen

Steht das Klavier zwar oft im Vordergrund, mit dessen Tastatur Krahmer zart und hochsensibel umgeht, bringen sich dennoch Thorbjørn Stefansson am Kontrabass und Schlagzeuger Leif Bergers selbstbewusst mit ein. Musikalisch kommentieren sie Krahmers Vorgaben, treten in einen Dialog ein oder gehen kontrovers damit um. Dabei sind die drei Musiker große Meister an ihren Instrumenten, die mit Einfallreichtum begeistern und wie mit blindem Verständnis füreinander musizieren.

Dafür wird das Trio zu Recht vom leider nur überschaubaren Publikum mit lang anhaltendem Beifall gefeiert, der in eine Zugabe mündet.

Hartmut Sassenhausen

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