Viele Länder haben ihren eigenen unverwechselbaren Musikstil. In Spanien, genauer in Andalusien, wurde der Flamenco geboren. Die musikalischen Ursprünge des Tango liegen in Argentinien. Musikalisch ist Griechenland ohne den Rembetiko nicht denkbar. Das sind nur sehr wenige wohl allseits bekannte Beispiele. Dazu gehört auch der Fado, der mit Portugal untrennbar verbunden ist. Touristen, die dort ein oder mehrere Male in den einschlägigen Kneipen verkehrten, können ein Lied davon singen. Aber auch hier um die Ecke wird diese zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Musik gehegt, gepflegt und weiterentwickelt. Denn in Dortmund und Unna sind die Musiker der Formation Sina Nossa ansässig, mit portugiesischen, brasilianischen und deutschen Wurzeln, die im Ruhrgebiet und darüber hinaus diesem Liedgut frönen. Nun sind Sina Nossa im Rahmen des Open-Air-Festivals Unterm Kirschbaum erstmals nach Wuppertal in die Bandfabrik gereist. Aus der romantischen Atmosphäre draußen im Garten wurde zwar wegen eines heranziehenden Gewitters nichts. Doch auch drinnen im Veranstaltungsraum macht sich entspannte Stimmung breit.
Heiter bis kontemplativ
Selbstredend hat die Band den klassischen Fado mit im Gepäck, etwa „Fado Loucura“. Diesen Stil singt Perkussionist Jorge Rodriguez sehr ausdrucksstark. Da aber die Zeit nicht stehengeblieben ist, binden Sina Nossa auch Einflüsse aus Folklore, Jazz oder Flamenco in ihre Musik ein. Geschichten, Erlebnisse oder Gefühle kommen in Stücken wie „Alforria“, „Lisboa Enfeitada“, „Sagres“, „Concreta Utopia“, „Estradas Da Europa“ „Infinita Mente“ zum Ausdruck. Man spaziert durch Lissabon. Der Mond wird besungen. Ein Paar tanzt im Mondschein. Man will von dem Großstadtlärm loskommen. Flott ist man auf Europas Straßen unterwegs. Heitere, kontemplative, beschwingte oder melancholische Stimmungen wechseln einander ab.
Sattelfester Parforceritt
Hier ist es Frontfrau Anabela Ribero mit ihrer sattelfesten Stimme, die diese Lieder ergreifend vorträgt. Dazu spielen munter und kurzweilig die sie begleitenden Musiker auf: André Krengel an der Gitarre, Adélio Lopes am Akkordeon, Jorge Rodrigues an der Percussion, André de Gayres am Kontrabass und Armindo Ribeiro, Bruder der Sängerin, singt und spielt E-Piano.
Die Gäste im ausverkauften Haus zeigen sich hellauf begeistert und entlassen Sina Nossa erst nach zwei Zugaben von der Bühne. Das Instrumentalstück über eine aus den Fugen geratene Hochzeit ist ein wahrer Parforceritt für jeden Gitarristen, den André Krengel ohne Wenn und Aber bravourös beherrscht. Mit dem Fado-Klassiker „Lisboa Menina E Moca“ endet der Abend klangschön.
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