Unwissende würden wohl niemals vermuten, dass sich im Bahnhof Vohwinkel eine derart unangestrengte Location befindet. Was von außen zunächst wie ein Ticketcenter wirkt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als kleine, aber feine Eventhalle. Überraschend ist dann auch das Interieur, das eine heimelige Wohnzimmer-Atmosphäre verbreitet. An den Wänden hängen rote Samtvorhänge. Über der Bühne baumelt ein gigantischer Kronleuchter von der Decke, ein Bild mit goldenem Rahmen, flankiert von zwei ausgestopften Füchsen. Für die „Zu-Spät-Gekommenen“, die sich zahlreich tummeln, bleibt nur noch der Platz auf dem mit Teppich ausstaffiertem Boden.
Singer-Songwriter Martin Hannaford macht an diesem Abend den Anfang. Mit seinem perfekt arrangierten, melancholischen Akkustik-Pop zieht er die Zuhörer in seinen Bann und macht gleichzeitig dem Namen der regelmäßig stattfindenden Veranstaltung „Endstation Sehnsucht“ alle Ehre. Beeindruckend ist, welch wunderbaren Klangteppich Martin Hannaford mit Stimme und Gitarre entfaltet, der auch die Sehnsüchte der Anwesenden zu wecken scheint. „Ihr seid unheimlich nett“, lobt er das anhaltend klatschende Publikum und verabschiedet sich mit seinem Song „The Sun“ von der Bühne.
Kreativität, Einfühlungsvermögen, starke Melodien
Die schwache Beleuchtung in der ganz und gar unkonventionellen Location zaubert ein schummeriges Licht. Eine nahezu perfekte Kulisse für den Hauptact an diesem Abend. Pretty Mery K ist eine deutsche Band, ihre Mitglieder kommen aus Dresden, Hamburg und Berlin. Eine Indie-Band, die sich auch vor Neo-Folk-Anleihen nicht scheut. Pretty Mery K zeigen sich zunächst erfreut über den Support. „Oftmals passt die Vorband musikalisch so gar nicht zu dem, was wir machen“, erläutert Meryem Kilic, deutsch-türkische Sängerin des Vierers. Heute sei dies aber anders. Musikalisch reiht sich der Support hervorragend in den Musikreigen ein, den Pretty Mery K vollenden. Mit viel Kreativität, Einfühlungsvermögen und Sinn für starke Melodien gewinnt das Quartett das Publikum für sich. Die Anwesenden sitzen auf Stühlen und lauschen den zarten Klängen, was dem Konzert einen ruhigen und sphärischen Charakter verleiht.
Sängerin Meryem Kilic ist keine Frau der vielen Worte. Zunächst reiht sich ein Song an den anderen, dann taut sie langsam auf, nutzt die Zeit zur „Publikumspflege.“ „Wir haben uns darüber gefreut, uns einmal Wuppertal anzusehen“, erzählt sie. Und was macht man in Wuppertal? Natürlich, man fährt Schwebebahn! „Am Anfang hatten wir ganz schön Schiss.“ Die Fahrt heil überstanden hat das Quartett trotzdem.
Nach rund zwei Stunden findet der musikalische Zauber ein Ende. Zum Abschluss intonieren Pretty Mery K ihren Song „In my head“ bevor Meryem Kilic am Merchandise Stand mit den Fans plauscht und anschließend im Bürgerbahnhof Vohwinkel weiter feiert. „Es war doch so schön mit euch“, sagt sie. Ein letzter leiser Gruß, bevor die Ersten in die Winternacht entfliehen.
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