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Thom Yorke zum Gruseln
Foto: Greg Williams

Wiederholung und Variation

25. Oktober 2018

Eleganter Horror, widerspenstige Elektronik und Megaraves – Kompakt Disk 11/18

1977 drehte der italienische Horrormeister Dario Argento den stylischen Slasher-Film „Suspiria“, für die Musik beauftragte er die Prog-Rocker Goblin. Vierzig Jahre später macht sich Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“) an eine Art Hommage und hat Radioheads Thom Yorke den Part von Goblin übertragen. Während der Sound von Goblin gruselig und wuchtig war, klingen bei Yorke auch noch Stücke wie „Olga‘s Destruktion“ eher elegant als grausig (XL Records). Mit „Channels“ hat Daniel Brandt seine Vermischung von technoider Clubmusik, Minimal Music und klassizistischen Elementen weiter perfektioniert. Brandt, den man auch von dem Trio Brandt Brauer Frick kennt, gibt auf seinem neuen Album all den genannten Referenzen ihren Raum und lässt sie dennoch auf organische Weise ineinander fließen (Erased Tapes). 

Die deutsche Krautrock-Band Sand hat 1974 ein einziges, übersehenes Album gemacht: „Golem“ war gleichermaßen Krautrock, Prä-Industrial und Neo-Folk. Anfang der 80er-Jahre machten zwei des Trios als Alu mit Industrial weiter, der die Wege von Bands wie Cabaret Voltaire, Throbbing Gristle oder Sprung aus den Wolken verfolgte: geräuschafte, widerspenstige Elektronik mit harschen Vocals. Weil etwas zu spät damit, wurden sie zu Unrecht auch damit nicht bekannt (bureau b).

Matthew Collins, Autor von „Altered State“ (dt. “Im Rausch der Sinne“), einem Standardwerk der Rave-Kultur von 1998, schreibt nochmals über seine Leidenschaft – die elektronische Tanzmusik. Mit „Rave on – Eine globale Reise durch die Electronic Dance Music“ greift er die Fäden des Vorgängers auf: Rekapituliert noch einmal die Anfänge und erzählt vor allem, wie es seitdem weiterging mit House und Techno bzw. EDM. 1998 mit einem Blick auf Ibiza angedeutet, blickt er nicht nur auf die Mythen der Anfänge und den coolen Underground, sondern begibt sich auch auf amerikanische Mega-Raves, High-Society-Events in Las Vegas oder Dubai oder für westlich geprägte Raver abwegigere Spots in Südafrika oder Shanghai. Collins liefert weit mehr als eine nerdige Szenen-Skizze: Er ist an ökonomischen, sozialen und psychologischen Aspekten dieser riesigen Kulturmaschinerie mit all ihren unterschiedlichen Ausformungen interessiert (Hannibal).

Christian Meyer-Pröpstl

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