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Hören und Sehen an der Peripherie

29. November 2018

Bogomir Ecker gleich zweimal in Wuppertal – kunst & gut 12/18

Farben gibt es in der Arbeit von Bogomir Ecker kaum: weder im Skulpturenpark Waldfrieden, noch in der Von der Heydt-Kunsthalle in Barmen. Am Geschwister-Scholl-Platz zeigt der Düsseldorfer Bildhauer vor allem Fotografie, sämtlich in schwarz-weiß. Aber lediglich die Nachtfotografien im ersten Raum stammen von ihm selbst. Alle anderen Aufnahmen sind Pressefotos, die Ecker über viele Jahre gesammelt hat. Überwiegend in den 1920er bis 1970er Jahren aufgenommen, handelt es sich um analoge Vintageprints, die den Schimmer des Vergangenen und die Aura des Besonderen, auch Dramatischen tragen, aber doch für die Zeitungsillustration aufgenommen wurden. Sie weisen Markierungen, handschriftliche Notizen und Knicke auf und zeigen das Geschehen und die Formreste am Bildrand, die in der Zeitung nicht zu sehen sind. Das und das Herstellen neuer Beziehungen interessiert Bogomir Ecker: In seinen Tableaus sind einzelne Phänomene auf subtile Weise betont, ja, herausgearbeitet.

Auch seine andere große Werkgruppe mit Fotografie basiert auf der Zeitung. Er hat ganze Seiten besonders aus dem Wissenschaftsteil im Standardformat von 57 x 79,5 cm bis auf einzelne Schlagzeilen oder Abbildungen mit silbernem Hammerschlaglack überzogen. Und mitunter hat er auf das Silber mit blauem Kugelschreiber Striche gesetzt oder Löcher gestanzt. Und so wie die Nachtfotografien weiße Markierungen und abstrahierte stereometrische Objekte und damit schon die Randereignisse der Pressefotografie und Motive der späteren Skulpturen zeigen, so ist die Zeitungsseite mit dem dichten Lack überzogen, der auch die Skulpturen ummantelt. Von daher wäre es in der Ausstellung in der Von der Heydt-Kunsthalle fast spannender gewesen, ganz auf die Skulpturen zu verzichten. Die gibt es in Waldfrieden zu sehen.

Bogomir Ecker wurde 1950 in Maribor geboren. Er hat an den Kunstakademien in Karlsruhe und in Düsseldorf studiert. Zunächst tritt er im Umfeld der Gruppe der „Modellbauer“ (u.a. mit Klingelhöller und Schütte) in Erscheinung und stellt mit diesen in den Kunstvereinen in Bonn (1985) und Köln (1986) aus. 1987 ist er Teilnehmer der documenta in Kassel, später lehrt er als Professor an den Kunstakademien in Hamburg und Braunschweig. Bekannt wird er mit Objekten, die wie Apparate aussehen. Volumenhaft und monochrom, scheinen sie einen funktionalen Sinn zu haben. So hängen große rote Ohren in Bäumen und monumentale Gliederpuppen besetzen den Ausstellungsraum. Seine Objekte verfügen über kreisrunde Öffnungen, die auf die Verbindung von innen und außen und eben auch auf das Hören weisen. Schließlich erstellt Ecker Schallräume mit Schaumstoffelementen, die teils in sich verschoben sind. Die Objekte mit ihren Öffnungen erinnern später an fotografische Linsen und Lochkameras, wobei das Hammerschlagsilber an die Stelle des Rot tritt. In der Ausstellung in Barmen sind Aufbauten platziert, die den Charme alter Plattenkameras besitzen und doch genauso als abstrakte Skulpturen gelesen werden können. Weiterhin hängen Mikrofonkabel von der Decke. Das wirkt vielleicht nicht sonderlich berauschend, ist in diesem Kontext aber verständlich und konsequent – und wird im Skulpturenpark Waldfrieden ja noch vertieft.

Bogomir Ecker – Was das Foto verschweigt: in der Von der Heydt-Kunsthalle Barmen | Bogomir Ecker. Skulpturen: im Skulpturenpark Waldfrieden | beide bis 17.2. | Von der Heydt-Kunsthalle: 0202 563 65 71 | Skulpturenpark Waldfrieden: 0202 47 89 81 20

Thomas Hirsch

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