Die Insel ist so etwas wie ein Synonym für unbeschwerte Zeiten, watteweiche Glücksseligkeit und Unbeschwertheit. Die einsame Insel ist der Rückzugsort schlechthin, das Paradies. In Illustrierten wird gerne gefragt, welche Dinge man auf die Insel mitnähme. Das Café Ada – „Ada“ ist türkisch und bedeutet „Insel“ – hat die Frage ausgeführt und präsentiert in der Reihe „Literatur auf der Insel“ des Wuppertaler Literatursalons jetzt die Autorin Alissa Walser. Der Name ist kein Zufall, die 54-Jährige ist eine Tochter Martin Walsers, die zu Beginn ihrer Karriere die verwandtschaftlichen Bezüge noch hinter einem Pseudonym verbarg. Bevor sie übrigens zu schreiben begann,hatte sie in den achtziger Jahren begonnen, Malerei zu studieren. Viele ihrer Arbeiten zierten als Umschlag-Illustrationen die Bücher des Vaters. Mit ihrem Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“ über den 1734 am Bodensee geborenen Arzt Friedrich Anton Mesmer tummelte sie sich auf der Bestsellerliste. Mit der Erzählung „Immer ich“ knüpfte sie an den Erfolg an. Nun ist sie beiTorsten Krug und Katrina Schulz an der Wiesenstraße zu Gast. Wie der Abend konkret gestaltet wird, bleibt ein wenig geheimnisvoll. In der Vergangenheit war es so, dass entweder nach der Lesung ein Publikumsgespräch entstand oder aber bestimmte Themen anhand von Fotos, einem Film oder Musik vertieft wurden. Übrigens findet die Reihe ihre Fortsetzung im November. Dann wird Schriftsteller und ProfessorHanns-Josef Ortheil gastieren.
Einst war Charlotte Roche eine bemerkenswerte Moderatorin, die auf dem Musiksender Viva Zwei auf unnachahmliche Weise mit Promis ins Gespräch kam. Einer fast noch größeren Menge ist sie als Autorin im Gedächtnis, das von ihr verfasste (und später auch irgendwie verfilmte) Buch „Feuchtgebiete“ machte sie nach dessen Erscheinen 2008 zu etwas wie einer literarischen Provokateurin. Nach „Schoßgebeten“ erscheint jetzt „Mädchen für alles“ und sie wird bei einer Lesung in Barmen gastieren. Die Frage, was in ihren Büchern ausgedacht und was biografisch sei, beantwortete die 37-Jährige in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau so: „Wenn ich schreibe, ist das ganz ehrlich und aufrichtig, aber ich kann ja nicht meine Verwandten verraten. Da hört der Spaß auf, darum nehme ich Aspekte aus meinem Familienleben, aber ich verwische die Grenzen, indem ich andere Familien, andere Männer und Frauen miteinbeziehe in meine Figuren. Ganz viel ist echt und nah dran, aber das Realistischste ist natürlich die weibliche Hauptfigur.“Wer schon mehr wissen möchte, kann sich ab 5. Oktober schon mal lesend auf den Abend einstimmen.
Am Rande sei ein bemerkenswertes Bergisches Festival noch einmal erwähnt: Viertelklang (vgl. unsere August-Ausgabe) will ein neues Kapitel in seiner bisherigen Erfolgsgeschichte schreiben. Wuppertal, Remscheid und Solingen und erstmalig auch Velbert-Langenberg werden als Austragungsorte im September und Oktober den Besuchern besondere Klangerlebnisse an speziellen Orten vermitteln.
Alissa Walser | Fr 4.9. 19.30 Uhr | Cafe Ada | 0202 45 27 15
Charlotte Roche | Di 20.10. 20 Uhr | Barmer Bahnhof | www.der-barmer-bahnhof.de
Viertelklang Musikfestival | ab 22.8. | www.viertelklang.de
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