Es ist gerade mal fünf Jahre her, dass Tony Cragg seinen Skulpturenpark Waldfrieden im Waldgebiet Christbusch eröffnet hat, in Hanglage mit Blick auf das Tal zwischen Elberfeld und Barmen. Eine Serpentinenstraße führt hoch zum Park, gesäumt von Laubbäumen, begleitet von überlebensgroßen Bronzeskulpturen des weltberühmten, seit 1977 in Wuppertal lebenden britischen Bildhauers.
Die Cragg-Foundation hat 2006 das Grundstück erworben und seitdem sensibel rekonstruiert und umgebaut. Teil des Skulpturenparks ist die Villa des einstigen Besitzers, des Lackfabrikanten Kurt Herberts. Franz Krause hat sie als Architekt 1947 bis 1950 an der Stelle, an der sich schon davor ein Gebäude befand, entworfen. Die Villa mit den großen versenkbaren Fenstern zum Park hin fügt sich in ihren organischen Schwingungen direkt in die Natur ein. Sie beruht auf anthroposophischen Überlegungen. Die Räume fließen ineinander, Symmetrie ist vermieden. Krause reagierte damit unmittelbar auf die landschaftliche Umgebung, auf die Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers und auf das Tageslicht. Mitsamt ihrer Ausstattung aufwändig restauriert, wird die Villa Waldfrieden heute primär für Empfänge und Tagungen genutzt. Als Architektur trägt sie mit dazu bei, dass Natur und Kunst harmonisch aufeinandertreffen.
Das gilt auch, mit Blickkontakt zur Villa, für den Pavillon, den der Architekt Rudolf Hoppe im Auftrag von Tony Cragg entworfen hat, und der für Skulpturenausstellungen wie auch für Konzerte genutzt wird. Seit 2008 waren hier Ausstellungen etwa von Jean Tinguely, John Chamberlain und, bis in diese Tage, von William Tucker zu sehen. Für Mitte Oktober ist die Eröffnung einer Schau mit den plastischen Werken von Harald Klingelhöller geplant. Die meisten dieser Künstler haben seit langem nicht mehr im Bergischen Land und im Rheinland ausgestellt, so dass das Programm, das Tony Cragg entwickelt hat, eine wichtige Ergänzung zum kulturellen Geschehen in der Region darstellt. Indem die Wände des Pavillons ganz aus Glasscheiben bestehen, sind die Skulpturen auch von draußen zu sehen. Und drinnen nimmt man sie mitsamt der Natur wahr. Entsprechend sind im Gelände, an den neu angelegten Wegen oder inmitten des Waldbestands weitere Skulpturen platziert. Für Tony Cragg liefert die Landschaft ideale Bedingungen für das Verständnis der Skulpturen. „Für mich sind die Themen, die meine Arbeit bestimmen, die Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Wie wir Natur nutzen. Wie weit wir noch Natur sind“, hat Tony Cragg 2007 in einem Interview gesagt.
Das Gelände ermöglicht, die Skulpturen auf dem Spaziergang erst zwischen den Bäumen und auf einer anderen Höhe zu entdecken und sie dann zu umqueren. Einige der Plastiken von Tony Cragg erinnern an die Konstitution des menschlichen Körpers. Die langgestreckte Linie aus Edelstahl von Norbert Kricke schmiegt sich an die Wiese an und definiert so den Raum. Andere Plastiken liegen nüchtern harmonisch in der Landschaft, wie die von Wilhelm Deacon und von Wilhelm Mundt. Die säulenartige Plastik von Bogomir Ecker ist zunächst über ihre rote Farbe wahrzunehmen, tatsächlich nimmt sie die Ausrichtung der Bäume auf. Diese Plastik gehört wie etwa Werke von Jaume Plensa und Hubert Kiecol zu den „Neuzugängen“ in der jetzt abgeschlossenen Erweiterung des Skulpturenparks von 7 auf 13 Hektar. Neu ist auch ein weiteres Ausstellungsgebäude, das die Sammlung der Marquetten und Zeichnungen und weiterer Skulpturen der Cragg-Foundation beherbergen soll. Hinzuweisen wäre noch auf die Reihe „Klangart“, die Konzerte überwiegend experimenteller Musik besonders aus dem Jazzbereich, die hier ebenfalls seit 2008 stattfinden. Und darauf, dass hier überhaupt ein Erholungsgebiet für die Bevölkerung geschaffen wurde. Ein Kompliment an Tony Cragg!
Die Eröffnung der neuen Ausstellungsflächen findet am 21. September mit Wandelkonzerten statt I www.skulpturenpark-waldfrieden.de
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