Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Joan Miró, Oiseau, 1973
Foto: Michael Richter

Wesen aus Heavy Metal

24. Oktober 2019

Joan Miró in Wuppertal – Kunst 10/19

Eigentlich war er immer gegen die dekorativen Statussymbole, die aus außergewöhnlichen Kunstwerken immer auch Spekulationsobjekte gemacht haben. Und jetzt stehen sie da, seine acht abstrakten Skulpturen im postmodern glasgrauen Ausstellungkubus in Tony Craggs Skulpturenpark in Wuppertal, der selbst schon jede Anreise zum Vergnügen rechtfertigt. Dazu zwei draußen auf der Rasenfläche und zwei in der schicken Villa Waldfrieden nebenan.

Joan Miró war schon zu Lebzeiten Kunstmarkt-Mainstream, sein Symbole-Kanon breitenwirksam, alles konnte von jedermann assoziativ, fantasievoll wahrgenommen und gedeutet werden. Zu sehen sind jetzt Objekte des Spätwerkes, entstanden zwischen den Jahren 1970 und 1982. Gleich hinter dem Eingang des Ausstellungspavillons steht auf einem Sockel „Personnage Oiseaux“ (1977) ein kleines Auflagenobjekt aus Bronze, das zweifellos eine Vogelfigur darstellt, erkennbar am Kopf mit Schnabel aus dünnen Draht und dem verwirrenden, zweibeinigen Körper mit Auge, Mund und Ohr. Alles mit grüner Patina überzogen. Mächtiger ist da schon nebenan „Tête“ von 1974. Der Bronzekopf, auch eine Leihgabe des britischen Yorkshire Sculpture Park, durchbricht seine metallische schwere mit stilisierten Augen, Mund und Nase, die auch etwas Vogelhaftes haben, von sehr grotesken Ohren oder Extremitäten ganz abgesehen. Diese überbordende Formensprache, die doch immer wieder mit denselben Bausteinen arbeitet, erreicht die Menschen über alle Grenzen hinweg, auch an diesem Samstag sind im Park und im mittleren Pavillon viele Sprachen zu vernehmen.

Und Miró hat diese neuen Geschöpfe für alle erfunden, zum Teil mächtige Wesen ohne echte Sinnhaftigkeit, die aber dennoch die Welt und unsere Bezüge zu ihr immer noch nachhaltig verändern. Ganz wichtig ist immer die Rundung der Plastiken, denn bei ihm sind auch die Rücken sehenswert und dienen oft dem Verständnis. Im Mittelpunkt der Acht steht die dreibeinige Gipsform für einen Vogel (Oiseau, 1981), über zwei Meter hoch und später auch als Bronzeguss verwirklicht. Organische Formen, angedeutete Augen, aus jeder Blickrichtung wechselt das Tier Form und Haltung und als Clou steht die Skulptur auf einer alten abgenagten Holzplatte. Mehr geht nicht.

Joan Miró | bis 24.11. | Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal | 0202 47 89 81 20

Peter Ortmann

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Skulptur draußen
Auch für diese Jahreszeit: der Skulpturenpark Köln

„Entscheidend ist, überzeugend in seiner Arbeit zu sein“
Die Wuppertaler Bildhauerin Beate Schroedl-Baurmeister ist auf der 60. Kunstbiennale in Venedig vertreten – Interview 11/24

Der Kombinator
Eduardo Paolozzi im Skulpturenpark Waldfrieden – kunst & gut 10/24

Ferne Welten
Das Transorient Orchestra im Skulpturenpark Waldfrieden – Musik 08/24

Bodenständig dynamisch
Anthony Caro im Skulpturenpark Waldfrieden – kunst & gut 04/24

In ganz neuem Licht
Mischa Kuball im Skulpturenpark Waldfrieden – Kunst 10/23

Exo-Dimensionen der Sichtweise
Andreas Schmitten im Skulpturenpark Waldfrieden
 – kunst & gut 12/22

Rituelles Blutrot auf formlosen Formen
Anish Kapoor im Skulpturenpark Waldfrieden
 – kunst & gut 10/22

Artifizielles Müllrecycling mitten im Wald
„Unklumpen“ im Skulpturenpark Waldfrieden
 – kunst & gut 07/22

Zufall und Zahnlücken
„Roll over Beethoven“ im Skulpturenpark – Musik 04/20

Abenteuer der abstrakten Kunst
Imi Knoebel im Skulpturenpark Waldfrieden – kunst & gut 09/17

Heiter und glücklich in den Frühling
Das könnten fröhliche Entdeckungen in den kommenden Tagen sein – Prolog 03/17

Kunst.

HINWEIS