Am Anfang stand der Holzklotz, nicht Lehm, nicht Asche, nicht einmal das Elfenbein. Wenn der heute berühmte Guro-Bildhauer Sela bi Nanti in den 30er Jahren als junger Mann ein solches Stämmchen vielleicht vom Affenbrotbaum zu einer „Zamble-Maske“ verarbeitete, dann stand nicht Kunst, sondern der afrikanische Ritus im Fokus seines Handwerks. Die Werke von gleich sieben bedeutenden Guro-Bildhauern von der Elfenbeinküste sind jetzt in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen. Unter dem Titel „Afrikanische Meister – Kunst der Elfenbeinküste“ werden rund 200 Werke von 40 Bildhauern gezeigt. Nur wenige Masken tragen den Namen ihres Schnitzers. Das war zu der Zeit in Afrika unüblich und führte zwangsläufig zum Vorurteil von Beliebigkeit. Dabei lassen sich die Masken durchaus bestimmten Bevölkerungsgruppen zuordnen.
Am Anfang der kunsthistorischen Schau steht die Maske mit Figurenaufsatz eines unbekannten Meisters der Yaure. Die leben am Kossoustausee, der in der Mitte des Landes am Weißen Bandama-Fluss liegt. Doch gestaut war er noch nicht, als um 1910 die dunkel polierte Maske mit Hörnern geschnitzt wurde. Geht man zwanglos auf den Rundkurs durch die riesige erste Etage kann man von der Menge der Masken erst einmal erschlagen werden. Helmmasken, glatte Masken, welche mit eingeflochtenem Haar, sitzende Figuren, ab und zu Stelen aus Ebenholz. Mit der Zeit entwickelt der interessierte Besucher ein Gespür für die Unterschiede, die auch durch eine zurückhaltende Übertitelung verstärkt werden.
Schon früh im letzten Jahrhundert gab es kunstethnologische Forschung in Afrika. Hauptsächlich stammen die Exponate aus vorkolonialer und kolonialer Zeit, die Arbeitsweisen der Kunsthandwerker werden in Kurzfilmen, ihre Werkzeuge dazu in Vitrinen gezeigt.
Am Ende des 19. Jahrhunderts waren die Masken der Baule im Osten der Elfenbeinküste etwas realistischer, während die Stämme der Lagunenvölker ziemlich abstrahierten. Der Vorgang der Verarbeitung ist bei allen Meistern ähnlich. Bei den Dan im Westen ist es den Frauen verboten, das Entstehen der Masken zu sehen. Die Bäume werden um Verzeihung gebeten, wenn ihr Holz zum Schnitzen benutzt wird, und es wird immer frisch verarbeitet. Und unter den Bildhauern der Dan bestand immer eine starke Rivalität. Alle waren darauf bedacht, im Land berühmt zu werden, entwickelten eine typische Handschrift, arbeiteten sorgfältig bis ins kleinste Detail. Selbst die Rücken der sitzenden Figuren sind übersät mit Tätowierungen und geheimen Zeichen.
Ein Highlight im letzten Drittel sind sicher die Kultfiguren der Lataha. Sie schufen um 1900 die Ikonen, die heute als afrikanische Kunst schlechthin bekannt sind. Eine scheinbar fleischlose Wirbelsäule formuliert dabei den Rücken, die weiblichen Helmmasken von Meister II der Lataha zeigen auch straffe jugendliche Brüste und eine ernste, herrische Mimik. Ansonsten werden hier auch Klassifizierungen der einzelnen Schnitztraditionen durch die Besonderheiten der Optik eingeführt. Es gibt die Meister der runden Augen, die Meister der Hahnenkammfrisur und in der Adjukru-Region an der Küste den Meister der Sonnenschirme, der um 1930 herum neue Errungenschaften wie elegante Schirme und Tropenhelme(!) in sein Figurenœuvre einführte.
„Afrikanische Meister – Kunst der Elfenbeinküste“ | bis 5.10. | Bundeskunsthalle, Bonn | 0228 917 12 00
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