Gegensätzlicher hätte das Von der Heydt-Museum nicht in das Jahr 2012 starten können. Im Stammhaus war bis Ende Januar die großzügige Werkschau zur lichtdurchfluteten Malerei des Impressionisten Alfred Sisley zu sehen; in der Kunsthalle Barmen hingegen ist bis Mitte Februar zeitgenössische Kunst zum Thema Tod kompiliert. Die Ausstellung zu Sisley war präzise und positionierte ihn mit herausragenden Werken innerhalb des Impressionismus – Gerhard Finckh, der Direktor des Museums, konnte hier auf seinen Erfahrungen mit großen monographischen Ausstellungen zu dieser Kunstrichtung des späten 19. Jahrhunderts aufbauen. Mit Sisley, dem in Deutschland am wenigsten gezeigten Künstler unter den Impressionisten, ist ihm nun sein Meisterstück gelungen: Die Schau stellte das Werk vor und arbeitete seine Sujets und seine Qualitäten heraus, die besondere Sicht auf die Landschaft und das Wasser.
Während „Alfred Sisley – der wahre Impressionist“ nun zu Ende gegangen ist, läuft „Dead_Lines“ in der Kunsthalle im Haus der Jugend noch bis 14. Februar. Sichtlich wurde sie nicht von Gerhard Finckh selbst kuratiert. Denn vieles von dem, was die Sisley-Ausstellung auszeichnet, fehlt in dieser Schau, die um den Begriff und die Erscheinungsformen des Todes kreist, aber das Thema nicht in den Griff bekommt. Zu viel namedropping, zu wenig Fokussierung einer Haltung wird hier geboten. Und dass sich eine der beiden KuratorInnen selbst ausstellt, trägt gewiss nicht zum Ruhm und zur Objektivität bei.
Ein Ansatz ist, dass der Tod uns in vielfacher Form im Alltag begegnet, aber sich seine Stellung und Präsenz im Leben im Vergleich zu früheren Zeiten geändert hat. Der Tod ist in den einzelnen Werken als körperlicher Horror, leiblich gewaltsam oder doch leichthin, oder aber nur indirekt anwesend. Natürlich gibt es dazu eindringliche Beiträge, etwa von Nan Goldin, deren fotografische Dokumente aber allenthalben schon bekannt sind, oder von Lucinda Devlin, deren Fotografien von Todeszellen eindrucksvoller derzeit in K21 in Düsseldorf ausgestellt sind, oder der lebensechte „Mann mit Schwanz im Sack“ von Gregor Schneider, der indirekt an die vorausgegangene Streetart-Ausstellung am gleichen Ort anschließt. Eine Entdeckung ist Almut Linke mit ihrem psychedelischen Vorhang aus Erkennungsmarken von Soldaten, welcher den vorletzten Raum der Ausstellung einleitet – vielleicht ist dieser mit seinen künstlerischen Beiträgen der einzig wirklich halbwegs überzeugende in dieser disparaten, oft beliebig wirkenden Schau.
Und was haben andere wichtige Orte in Wuppertal derzeit an Kunst zu bieten? Der Kunstverein zeigt Martin Spengler mit seinen Rasterstrukturen aus Wellpappe, die in Ausschnitten Architektur zitieren. In einigen Monaten wird Spengler auch in der Städtischen Galerie Remscheid ausstellen (wo bis Anfang Januar ebenfalls „Dead_Lines“ mit anderen Werken zu sehen war); in Wuppertal waren seine Werke übrigens erstmals 2007 zu sehen, in einer Gruppenausstellung der Galerie Epikur.
Epikur zeigt nun derzeit Malereien der Berliner Realistin Antoinette, die nicht unbedingt besonders zeitgenössisch, aber doch sehr sehenswert sind. Und schräg gegenüber, in einem Hinterhof an der Friedrich-Ebert-Straße stellt Jürgen Grölle in seinen pass:projects zwei bevorzugt plastisch tätige Künstler vor, die bei Alfonso Hüppi an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert haben: Bert Didillon und Carl Hager. Im Gegensatz zu allen anderen Ausstellungen wird dieser Dialog erst noch eröffnet, und zwar am 4. Februar.
„Dead_Lines“ | bis 14.2. in der Von der Heydt-Kunsthalle in Barmen | www.von-der-heydt-museum.de
„Martin Spengler“ | bis 11.3. im Neuen Kunstverein Wuppertal | www.neuer-kunstverein-wuppertal.de
„Antoinette. Arbeiten 1989-2011“ | bis 26.2. in der Galerie Epikur | www.galerie-epikur.de
„In der Augenhöhle des Löwen“ | 4.2.-14.2. bei GRÖLLE pass:projects | www.groelle.de
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