Die Kunst in Köln hat ihre Wurzeln bereits in der Antike. Wahrscheinlich hat der Kunsthandel in der Domstadt eine ähnlich lange, wenn auch eher sakrale Geschichte. Heute ist die Kunst längst in den Börsenblättern angekommen, nach dem Hype der 80er Jahre und dem Zusammenbruch in den 90ern bleibt aber das alte Credo von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), dass die Kunst selbst Religion sei, bestehen. Seit dem Ende der 60er Jahre prägt eine überaus aktive Galerienszene das kulturelle Profil der Rheinmetropole, die heute immer noch zu den wichtigsten internationalen Kunsthandelsplätzen gehört und damit locker zwei gleichzeitig stattfindende Kunstmessen vertragen kann.
In fußläufiger Nähe zur altehrwürdigen Art Cologne findet erstmals die „Kölner Liste“ im The New Yorker | DOCK.ONE am Mülheimer Hafen statt. Die rheinische Schwester des erfolgreichen Entdeckerformates „Berliner Liste“ will sich dort wie in der Hauptstadt als kleines Forum für frische, zeitgenössische Kunst mit hohem Sammelpotenzial positionieren. Soll heißen: In erster Linie sind dort Nachwuchskünstler vertreten, die noch zu günstigen Preisen zu haben sind. Dabei hat auch dieses Nebeneinander bereits Tradition. Schon 1967 hatte der von den ortsansässigen Galeristen mitgegründete „Kunstmarkt Köln“ Konkurrenz im eigenen Umfeld. Da nie alle Galerien teilnehmen durften, fanden sich immer alternative Angebote im Rahmen der internationalen Messe: 1967 hieß das „Demonstrative“ Köln, 1968 „Prospect 68“ Düsseldorf, 1969 „Neumarkt der Künste“ Köln und 1971/72 „Internationale Kunst- und Informationsmesse“ Düsseldorf. Anders wurde das erst in den 90ern. 1992 rief der Kölner Galerist Christian Nagel die Gegenmesse „Unfair“ ins Leben: Gemeinsam mit der Galeristin Tanja Grunert wanderte man in die Balloni-Hallen aus und sorgte für Furore. Zwei Jahre später wurden die Abtrünnigen wieder in die Art Cologne integriert. Dass dabei auch Geld geflossen sein soll, waren bestimmt nur boshafte Gerüchte, jedenfalls zählte Nagel 1995 dann auch zu den Mitbegründern des Art Forum Berlin, einer ausdrücklichen Konkurrenzveranstaltung zu Köln. Seit 2003 etabliert sich die ART.FAIR als Gegenmesse. 2007 starteten termingleich drei weitere neue Kunstmessen: die „Liste Köln“, die „Tease Art Fair“ und die „dc duesseldorf contemporary“, alle aber eher nur temporär. Dennoch hat sich das Duale bis heute erhalten.
Kurator der Messe „Kölner Liste 2014“ ist der gebürtige Rheinländer Peter Funken, der ein Stück der Berliner Kunstszene, aber auch internationale Galerien nach Köln bringen möchte. „Mit dem neuen Format ziehen wir in jene Stadt, der die moderne und avantgardistische Kunst in Deutschland wie auch international so viel verdankt“, sagte er bei der Vorstellung des Veranstaltungsortes. Der Kunsthandel in Köln und Umgebung erhält jedenfalls wieder mal ein neues und hoffentlich attraktives Angebot, um neue Entdeckungen zu machen. Einen van Gogh für zehn Millionen Euro, wie jüngst in Maastricht angeboten, wird man da allerdings nicht finden.
Kölner Liste | 10.-13.4. | Opening: Mi, 9.4., ab 18 Uhr | The New Yorker | DOCK.ONE
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Ein lebendiger Ort“
Kuratorin Isabelle Meiffert über „Shared Spaces“ in der Kunsthalle Barmen – Sammlung 11/24
Schnittige Raumkonzepte
Lucio Fontana im Von der Heydt-Museum – kunst & gut 11/24
„Entscheidend ist, überzeugend in seiner Arbeit zu sein“
Die Wuppertaler Bildhauerin Beate Schroedl-Baurmeister ist auf der 60. Kunstbiennale in Venedig vertreten – Interview 11/24
Der Kombinator
Eduardo Paolozzi im Skulpturenpark Waldfrieden – kunst & gut 10/24
„Es geht bei ihm ja immer um Löcher und Schnitte“
Direktor Roland Mönig über „Lucio Fontana: Erwartung“ im Von der Heydt-Museum – Sammlung 10/24
Pinselschwung aus Plexiglas
Berta Fischer im Skulpturenpark Waldfrieden – kunst & gut 09/24
Freie Form
„Jean Fautrier – Genie und Rebell“ im Emil Schumacher Museum Hagen – kunst & gut 08/24
„Auch die Sammler beeinflussen den Künstler“
Kurator Markus Heinzelmann über die Ausstellung zu Gerhard Richter in Düsseldorf – Sammlung 08/24
Stofftier und Poltergeist
Mike Kelley im Düsseldorfer K21 – kunst & gut 07/24
„Der haarlose Körper wird als ein Ideal stilisiert“
Kuratorin Ellen Haak über „Hairytales“ im Düsseldorfer Museum Kunstpalast – Sammlung 07/24
Nicht nichts
100 Jahre Abstraktion im Wuppertaler Von der Heydt-Museum – kunst & gut 06/24
„Keine klassischen Porträtfotografien“
Kuratorin Kerrin Postert über „UK Women“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Sammlung 06/24
Mit fremden Federn
Lothar Baumgarten im Von der Heydt-Museum – kunst & gut 05/24
„Der Begriff ,Heimat‘ ist vieldeutig“
Direktor Fritz Emslander über „Es gibt kein Wort …“ im Museum Morsbroich – Sammlung 05/24
„Das kann einem einen kalten Schauer bringen“
Direktor Tayfun Belgin über die Gottfried Helnwein-Ausstellung im Osthaus Museum Hagen – Sammlung 04/24
Bodenständig dynamisch
Anthony Caro im Skulpturenpark Waldfrieden – kunst & gut 04/24
Vom Kleinsten und Größten
„Size matters“ im Kunstpalast Düsseldorf – kunst & gut 03/24
„Er hat sehr feinsinnige Arbeiten erschaffen“
Kunsthistorikerin Anna Storm über die Ausstellung zu Lothar Baumgarten im VdH-Museum – Interview 03/24
Unter unseren Füßen
Archäologie der Moderne im Ruhr Museum – kunst & gut 02/24
„Die Berührung impliziert eine Verbindung zum Objekt“
Generaldirektor Felix Krämer kuratiert „Tony Cragg: Please Touch!“ im Kunstpalast Düsseldorf – Interview 02/24
Unergründliche Dingwelt
Erinna König im Wuppertaler Von der Heydt-Museum – kunst & gut 01/24
„Abstrakte Kunst ist keine Reproduktion der Wirklichkeit“
Kuratorin Beate Eickhoff über „Nicht viel zu sehen“ im VdH-Museum – Interview 01/24
Licht-Spiegel-Maschinen
Mischa Kuball im Skulpturenpark Waldfrieden – kunst & gut 12/23
Großmeister im Dialog
Picasso und Beckmann im Von der Heydt-Museum – kunst & gut 11/23
In ganz neuem Licht
Mischa Kuball im Skulpturenpark Waldfrieden – Kunst 10/23