Eigentlich sollte die Ausstellung später stattfinden, der Anlass nun ist traurig. Ende Juli ist Rudolfs Schoofs in Stuttgart gestorben. Für Wuppertal hat sein Name einen besonderen Klang. Rudolf Schoofs lehrte hier ab 1961 zunächst an der Werkkunstschule und dann, bis 1975, an deren Nachfolge-Einrichtung, der Bergischen Universität, ehe er als Professor an die Kunstakademien Karlsruhe und Stuttgart wechselte.
Aber auch im Ausstellungsgeschehen der Stadt war er präsent. 1969 mit dem Eduard von der Heydt-Preis der Stadt Wuppertal ausgezeichnet hat er seine Bilder mehrmals im Von der Heydt- Museum und beim Kunst- und Kulturverein in der Kunsthalle Barmen sowie in der Galerie Epikur gezeigt: Ganz einfach, seine Zeichnungen gehören mit zum Eigensten und Besten in Deutschland.
Aber weil die Zeichnung auch das Stillste, Zurückhaltendste in der Kunst ist, wurde Schoofs erst über Umwege weiter bekannt. So entstanden zeitweilig Malereien aus bildfüllenden tonigen Schraffuren, die Ansichten auf Städte und Landschaften zeigen und doch zugleich den impulsiven Strich und den entschiedenen Umgang mit der Linie vor Augen führen. Auch was die Zeichnung selbst betrifft, so beschäftigt Schoofs bei aller („informellen“) Bewegtheit, Unabhängigkeit der Geste stets das Gegenständliche, als Anlass und Möglichkeit über dem weißen Bildgrund. Figur und Landschaft, Architektur und Vegetation sind zentrale Motive. Aber Schoofs misstraut allem Realismus und der schnellen Skizze – seine Zeichnungen sind infolgedessen durchgearbeitet und mit wechselnden Maßnahmen auf unterschiedlichen Papiergründen entwickelt. Sie zeigen Volumen und Struktur einmal mit festen schwarzen Balken, dann wieder im freien minutiösen Verlauf, zart und zerbrechlich in die Raumtiefe klappend. Verknappung trifft auf Ausführliches, die Linie trennt und führt zusammen, wobei positiv und negativ umschlagen können. Schichtung und Verschlingung gehen ineinander über. Die Darstellungen sind im letzten nicht zu klären und bleiben Zustände, als solche besitzen sie Präsenz und Substanz. Die Zeichnung – in der unmittelbaren Übertragung der Handbewegung – erweist sich bei Schoofs als Behauptung von Eigenem und doch lehrt sie, die alltägliche Umgebung wahrzunehmen. Und dann ertappt man sich beim „Lesen“ der grafischen Strukturen und Formverläufe zwischen Körper, organischem Objekt oder Brückenkonstruktion in der Landschaft. Wie könnte die Perspektive sein, wie nah oder fern ist der Gegenstand – jede Zeichnung ist ein neues Abenteuer, das sich nie erschöpft.
Rudolf Schoofs wurde 1932 in Goch am Niederrhein geboren, er hat 1952 bis 1954 bei Georg Muche an der Werkkunstschule in Krefeld studiert und war anschließend dessen Assistent. Ab 1958 hat er an der Staatlichen Werkkunstschule in Kassel unterrichtet, ehe er nach Wuppertal berufen wurde. Er wurde mit mehreren wichtigen Kunstpreisen ausgezeichnet, vor allem im Bereich der Grafik, und war 1977 auf der documenta vertreten. Aus Anlass seines 75. Geburtstags tourte seit 2007 eine Werkschau der Zeichnungen durch Deutschland. Die letzte Station ist die Galerie Epikur. Nun leider ohne Schoofs selbst, aber mit seinen Bildern.
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