Es ist der Beginn einer Zusammenarbeit: In der Galerie von HP Nacke sind derzeit Gemälde der Berliner Künstlerin Antoinette zu sehen, und mit Antoinette wird die Galerie Epikur auch Anfang März auf der Kunstmesse in Karlsruhe auftreten. In das Programm von HP Nacke passen die Bilder von Antoinette in grundsätzlicher Hinsicht. Sie sind realistisch, handeln von und mit Malerei und mit Farbe, sind dabei expressiv im Duktus und eindeutig in der Zuordnung und wenden sich immer wieder Fragen unserer Gesellschaft zu – alles Aspekte, die in dieser oder jener Form bei den meisten Künstlern der Galerie zu konstatieren sind.
Indes lässt sich das in Wuppertal ausgestellte Werk von Antoinette in zwei Hälften gliedern. Es gibt die Landschaften, die menschenleer sind und üppige Natur zeigen, und es gibt die Darstellungen von Menschen, die fast ausschließlich auftreten. Die Ausstellung in der Galerie Epikur stellt neben aktuellen Landschaften jedoch nur Figurenbilder aus den 1980er und 1990er Jahren vor; zwar hat Antoinette ab 2000 die „Berliner Sittengemälde“ gemalt, bei denen es sich um wiedererkennbare Porträts in knappen, sachlichen Gesten handelt, aber diese werden in Wuppertal nicht gezeigt, machen hier mit dem Besonderen der porträtierten Charaktere keinen rechten Sinn.
Ganz anders wirken die früheren Bildtafeln, die, teils als Triptychen, narrative oder symbolische Zusammenhänge aufrufen. In einem dicht gedrängten Geschehen, das mitunter an Max Beckmann erinnert und zumeist Frauen zeigt, finden sich mythische Wesen, lebensgroß im Gegenüber und in drastischer Direktheit, die dem Betrachter das Gefühl vermittelt, mitten im Geschehen zu stehen. Dieses ist im Detail physisch grausam und handelt von Inbesitznahme und Selbstbehauptung, hält dabei konkrete Verweise auf die Mythologie und gesellschaftliche Zusammenhänge bereit.
Demgegenüber kennzeichnet die Landschaften eine große Beruhigung, schon aufgrund der Sujets, aber auch der erhöhten Perspektive und der summarischen Wiedergabe. Antoinette geht es um das Erfassen der Gestimmtheit im Licht, um die topographische Struktur einer realen Situation, die sie als Augenzeugin überzeugend einfängt. An die Stelle schrundiger Kantigkeit, wie sie ihre früheren Naturdarstellungen kennzeichnet, ist heute eine dynamische Weichheit getreten. Die Buntfarbigkeit ist bisweilen fast überstrahlt. Mitunter erinnern diese Bilder an die Landschaftsdarstellungen der Expressionisten im Inneren Exil in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Um freilich eigene sowie zivilisatorische Befindlichkeiten anzusprechen, agiert Antoinette zu ausschließlich, zu sehr bezogen auf den schönen Moment.
Der bedeutendere, wenngleich zum Teil schwer zu ertragende Teil in Antoinettes Wuppertaler Ausstellung sind wohl die Figurendarstellungen, die man vor dem Hintergrund ihrer Biographie weiter einordnen kann. Antoinette hat 1975-84 an den Akademien in Leipzig, bei Bernhard Heisig, und in Berlin studiert; zunächst tritt sie neben der Malerei mit Bühnenbildern in Erscheinung, auch mit Performances. Mittlerweile entstehen auch Bronzeplastiken und Keramiken. Für die Art Karlsruhe hat die Galerie Epikur also einige Möglichkeiten.
„Antoinette. Arbeiten 1989-2011“ | bis 26.2. | Galerie Epikur | www.galerie-epikur.de
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