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Sonja Alhäuser, Bildkunst e.V.
Foto: Denis Bury, Leipzig

Zweimal Einzel

01. Dezember 2009

Sonja Alhäuser und Heike Barath im Museum Baden in Solingen - Wupperkunst 12/09

Nach der Bergischen Kunstausstellung und der Schau mit Markus Karstieß setzt das Museum Baden seine Folge zeitgenössischer Kunst mit einer Doppelausstellung fort, genauer: mit zwei Einzelausstellungen. Zu sehen sind Werke von Sonja Alhäuser und Heike Kati Barath. Das Doppel ist bewährt, Alhäuser und Barath haben schon wiederholt zusammen ausgestellt, unlängst im Berliner Projektraum „Refugium“ mit gemeinsamen Zeichnungen. In Solingen nun wird jede für sich vorgestellt. Beide Künstlerinnen gehören derselben Generation an, beide waren lange im Rheinland ansässig und wohnen jetzt – längst arriviert – in Berlin. Beide handeln mit Bildvorstellungen und Formulierungen, die verblüffend selbstverständlich, aber im Kunstjargon wenig geläufig sind. Sonja Alhäuser arbeitet häufig mit Nahrungsmitteln, bevorzugt mit Süßigkeiten, in unterschiedlichen Aggregatzuständen und umgesetzt zwischen Objekt, Installation und Aktion. Auch in ihren vibrierend lebhaften Bildzeichnungen spielen die Nahrung, ihre Zubereitung und ihr Verzehr eine zentrale Rolle. Und von Heike Kati Barath stammen Malereien, die auf riesigen Leinwänden bildfüllend ein Mädchen oder einen Jungen vor einem hellblauen Farbraum zeigen und allerliebst anzuschauen sind. Bei Barath wie bei Alhäuser aber öffnen sich Abgründe.

Kati Barath zunächst. Sie wurde 1966 geboren; an der Akademie in Münster hat sie bei Ulrich Erben studiert, einem der wichtigen gegenstandsfreien Maler hierzulande, der Farbtöne und ihre Verhältnisse zueinander auslotet. Ähnlich fein arbeitet Barath bei ihren (gegenständlichen) Bildern, etwa im Zueinander von Figur und Grund. Und ihre Malerei erzeugt Gestimmtheiten, ist suggestiv und innig. Und lässt den Betrachter schließlich verunsichert zurück. Etwa indem die Figur von oben gesehen und der Kopf riesig ist, wobei die Augen nach unten geschoben sind und der Blick etwas Bedrohliches erhält. In jüngster Zeit sind männliche und weibliche Figuren unter Kapuzen entstanden, die Haare sind mitunter mit Fugendichter als plastische Strähnen aufgetragen. In Solingen zeigt Kati Barath zudem Malereien ohne Figur. Über beide Etagen ragt auf fünf aneinander anschließenden Leinwänden ein Hochsitz empor. Knapp am Zusammenbruch, umfangen vom Himmel, labil und ebenso einfach wie prekär.

Davor hat Sonja Alhäuser einen Heuhaufen aufgeschichtet, man muss eng an der Wand laufen, um ihn zu umqueren. Er ist ebenso ein Sprungkissen für den Hochsitz wie er in Flammen aufgehen könnte: Sonja Alhäuser hat zudem in einem Raum eine Art Heuschober eingerichtet, in dem inmitten des lauschigem Wohlfühlens ein Videoloop mit dem Anzünden einer Festung aus Stroh zu sehen ist.

Und doch: Bei den Arbeiten von Sonja Alhäuser hüpft das Herz. Geboren 1969 in Kirchen im Westerwald liegen die Grundzüge ihrer Arbeit schon frühzeitig, bereits während der Zeit an der Düsseldorfer Akademie vor. Eigentlich immer zeigt sie Genuss und Lust in Überfülle und zaubert verblüffende Darstellungen zwischen Anziehung und Abstoßung hervor. Teils arbeitet sie mit synästhetischen Effekten: in der (kinetischen) Bewegung, im Geruch (der Nahrungsmittel), im Geräusch.

In der Ausstellung im Museum Baden sind noch etliche farbige Bildzeichnungen (teils aus der Wuppertaler Sammlung Lobeck) zu sehen. Sie zeigen die Abläufe elementarer Ereignisse, oft mit der Anmutung von Paradies oder Schlaraffenland. Den Weg eines Kaninchens vom Erlegen hin zur Zubereitung und Darreichung als Braten. Wiederholt auch Paarungsszenen in allen Variationen, als Zustände des Glücks. Aber auch dort finden sich Werden und Vergehen, vorgetragen mit leichter Hand, eins fließt ins andere.

Hier wie da, Heike Kati Barath wie auch Sonja Alhäuser verführen mit Vorstellungen einer heilen Welt und konfrontieren mit deren Gefährdungen. Das Schöne geht nicht ohne Schrecken einher. Der Tod gehört zum Leben wie das Böse zum Guten. Und das Absurde oder Groteske zur Vernunft. Alles wird metaphorisch und doppeldeutig, und nebenbei ist Heike Kati Barath eine hervorragende Malerin und Zeichnerin und Sonja Alhäuser eine hervorragende Zeichnerin und Aktionskünstlerin mit plastischem Gespür. Die eine arbeitet eher mit lapidaren Setzungen; die andere opulent – und zusammen ergänzen sie sich. Also, mit den Titeln dieser wundervollen und betörenden Ausstellungen geht es bereits los.

THOMAS HIRSCH

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